Randnotizen - mein 17275. Tag


uerst das Wetter: frühlingshaft mild. Hei, hurra, Marienkäfer fliegen, eine Freude – im Oktober! Und sind sie nicht ein kleiner, putziger Glücksbringer? Tragt Glück und Frieden in die ganze Welt hinaus! Doch bringt mir Kunde von ihr mit, zu jeder Stunde. Strom der Liebe, heilend, trage euch auf sanften Schwingen; geselle sich zu ihm auf eurem Wege höchster Segen.

Quo vadis, Menschheit – sag, wo willst du hin? „Aegroto, dum anima est, spes est” – Für den Kranken besteht Hoffnung, solange er atmet (Cicero, Epistulae ad Atticum). Ist nicht der Weg das Ziel, wie wir so schön und oft genug betonen? Doch wenn das Ziel nicht fest und klar umrissen ist, dann geht es auf den Abgrund zu – sind wir denn eine Blinde Kuh?

Da ist Obama einem Treffen mit dem Dalai Lama aus dem Weg gegangen, wie man hört. Aus reiner Rücksicht auf China, wie die offizielle Stellungnahme verlautet. Oder weil er just sein Rückgrat schonen muss? Jeden Morgen in der Frühe schwitzt der Präsident an seinen Trainingsgeräten, und auch Übungen zur Rückenstärkung gehören zum alltäglichen Ritual. Ein Mensch mit Disziplin, weiter so! Das Rückgrat stärken, bringt das was? Nun denn, was hilft ein starker Bizeps? Man lässt gewaltig seine Muskeln spielen, und wenn’s denn sein muss, auch als Polizist der ganzen Welt. Dagegen hilft ein starkes Rückgrat jedem Erdenbürger, sich zu erheben, der Schwerkraft entgegen; und so wird man zu einem wahrhaft aufrechten, das heißt: aufrichtigen Menschen.

Foto: Chris Collins, Margaret Thatcher Foundation (CC-Lizenz)

Drei Buchstaben genügen, um das Ganze in ein Wort zu fassen: MUT! Das ist die Fähigkeit, entschieden NEIN zu sagen, entgegen den Erwartungen anderer Menschen, entgegen dem Druck von familiärer, gesellschaftlicher, politischer, oder – wie in diesem Falle – wirtschaftlicher Seite. Mut ist auf politischer Ebene eine ausgesprochene Rarität; mir fallen da spontan nur Margaret Thatcher oder Gerhard Schröder ein.

An ihrem MUT erkannten wir schon immer die ganz Großen der Geschichte, und nur zu oft ward ihnen ein beschwerlich’ Los beschieden; so brauchten sie ein starkes Rückgrat, um ihr Kreuz aufrecht zu tragen, Jesus Christus eingedenk. Und nun?

Ein neuer Abschnitt hat begonnen, das Zeitalter der Spiritualität. Auch Spirituelles Bewußtsein will entfaltet sein, und deshalb braucht es Galionsfiguren wie den Dalai Lama. Wie kein Zweiter strahlt er Güte und Toleranz aus, und im Umgang mit anderen Menschen offenbart sich seine bewundernswerte Ehrfurcht vor jeglichem Leben. Obama hätte ein Signal setzen können; doch war es noch nicht die rechte Zeit. Amerika muss erst reifen, und jeden wird man schleifen; gründlich und gut – Schlacken und Glut – sie werden verbrannt, denn das ist die Spreu; und übrig bleibt der Weizen, bestes Korn, ohne Dorn.

Weltweiter Friede ist nur eine Frage der Zeit, und wir dürfen ihn nicht erzwingen. Beginnen wir bei uns, in unserem Herzen. Und lassen wir uns vom Weltengetümmel nicht irre machen, denn „ . . . alle Wahrheit durchläuft drei Stufen. Zuerst wird sie lächerlich gemacht oder verzerrt. Dann wird sie bekämpft. Und schließlich wird sie als selbstverständlich angenommen . . .” (Arthur Schopenhauer).

Hier bei uns, in den deutschsprachigen Ländern, die das D-A-CH einer besseren Welt bilden, ist spirituell orientiertes Denken und Handeln bereits dabei, zum Allgemeingut zu werden. Die dritte Stufe, von der Schopenhauer spricht, wird bald erreicht sein. Freuen Sie sich! Sie leben wohl in der spannendsten Epoche aller Zeiten.




• nomen est omen • - mein 17203. Tag


ch, man geht doch viel zu selten ins Theater. Was wurde denn gespielt, vergangene Woche? Drama und Komödie, Lustspiel und Tragödie, und das alles in einem Stück? Kein Problem. Ganz oben in der Gunst der Medien stand zweifelsohne „Der Fall Porsche”, ein Lehrstück um Macht und Intrigen, Spekulation und Gier, über menschliche Triebe also, und nicht über Liebe, denn auf ein Happy End warteten die Zuschauer in den niedrigeren Rängen vergeblich. Es ward zu einem Mammutstück, mit dem Untertitel „Der König nimmt seinen Hut – weil er nicht Kaiser werden darf”, und das Finale zog sich entsetzlich in die Länge, bis in die frühen Morgenstunden hinein; als sich der Vorhang endlich schloß, und das letzte Bühnenlicht erlosch, gingen die Kritiker erschöpft an ihre Arbeit, und wetzten ihre Federn – auf Rache sinnend, angesichts der erduldeten Pein und der horrenden Eintrittspreise . . .

Wir wollen nicht vorbehaltslos in den Chor der Kritiker miteinstimmen; wir wollen uns damit begnügen, das Licht auf unscheinbare Kleinigkeiten zu richten, die dennoch sich selber Genüge tun – indem sie für sich selbst sprechen. Ein Theaterstück lebt von seinen Protagonisten, und die Rollen waren glänzend besetzt: an erster Stelle König Wiede(r)king¹, der am Ende mit den Tränen kämpfend Krone und Zepter an seinen treuen Vasallen Macht² übergab; und im Hintergrund das Geschehen souverän beobachtend, still und zurückhaltend: die rechte Zeit zum Handeln abwartend, wie es den wirklich großen Feldherrn seit eh und jeh zu eigen war, Generalfeldmarschall Winterkorn³. Auch der Wulff mit seinen sieben Geißlein war mit von der Partie, doch musste er sich vorerst damit begnügen, die Regieanweisungen vorzulesen. Wir können an dieser Stelle nicht allzu sehr ins Detail abschweifen, das würde doch entschieden zu weit führen; es soll für heute genügen, dass wir erkennen, dass auch die Namen, die uns durch das Leben geleiten, einem höheren Ordnungsprinzip entnommen sind. Vor- und Nachnamen spiegeln uns in persönlichen Eigenheiten, Stärken oder Schwächen, positiven oder negativen Eigenschaften unserer Individualität, getreu dem Postulat von Mikrokosmos gleich Makrokosmos.

¹ jedes Jahr, nach Veröffentlichung der Bilanzen, staunte man von neuem: Wendelin Wiede(r)king war wieder König! King for just one day? Nein, oh nein, wieder und wieder, insgesamt siebzehn Inthronisationen haben wir erlebt, von 1992 bis 2009. Kein Wunder, dass ihn das Prozedere langweilte, und er endlich die unumschränkte Macht begehrte, die Kaiserwürde sollte es gar sein! Doch dazu war sein Königreich zu klein. Die Wende, die wir aus seinem Vornamen Wendelin prophezeien konnten, kam über Nacht. Die Macht wurde neu verteilt.
² Mit dabei, man höre und staune: Michael Macht, designierter Wiedeking-Nachfolger. Was wird er machen, mit der Macht, die er nun hat?
³ Klug ist der Bauer, der sein Feld im Winter bestellt – wenn alles schläft, und keiner daran denkt. Das verschafft ihm den notwendigen Vorsprung vor den Mitbewerbern. Ist Martin Winterkorn der Mann der Stunde, der VW zum Weltmarktführer machen kann? Wintergerste ist hart, robust, und kerngesund.

Wolfgang Porsche äußerte sich einmal, die Firma könne man sich auswählen, die Familie jedoch nicht. Ergänzend dürfen wir hinzufügen, dass wir in die passende Familie hineingeboren werden, rein zufällig natürlich; so fällt jedem das zu, was ihm gebührt. Und der, der uns diese Zufallsbälle unermüdlich in die Hände spielt, lächelt mild und weise. Leise, leise, dass es keiner merkt!