• Die große Reise - Pfingstfest 2012 •




»Durch meine Botschafter habe Ich dem Menschen gesagt, er solle sein Brot aufs Wasser werfen, und es werde vervielfacht zu ihm zurückkehren, aber er hat es bis heute noch nicht verstanden.«

Ich habe über diese Worte aus der Botschaft der göttlichen Iliade, die in ihrer Grundessenz bereits im Prediger Salomo aufleuchten, lange nachgedacht (im Alten Testament finden sie sich im Buch Kohelet, Kap. 11,1). Sie erschienen mir merkwürdig fremd, und dennoch – oder gerade deswegen – umkreisten sie unaufhörlich mein Bewusstsein. Sicherlich wird es vielen Menschen, wenn sie diese Worte lesen, ähnlich ergehen wie mir, denn die assoziative Symbolsprache des Geistes erschließt sich weder unserem Intellekt noch unserer sinnlichen Wahrnehmung. Was vom Geiste ausgesendet wird, kann nur im Geist empfangen werden. Kontemplation, Reflexion und meditative Seelenschau sind deshalb die notwendigen Fähigkeiten, die uns in Verbindung mit jener Quelle bringen, in der sich alles Wissen verbirgt. Dieses Wissen, das schon immer in uns war, wartet seit Urzeiten geduldig darauf, von uns erkannt und erinnert zu werden.

Inzwischen erschließt sich jene Quelle, die alles Wissen in sich birgt, mehr und mehr meinen inneren Augen. Im Widerschein ihres gleißenden Lichts fließen nun jene bedeutungsschweren Worte durch mich hindurch wie kristallklares Wasser – jene Worte, die mir zuvor so unnahbar erschienen:


»Durch meine Botschafter
habe Ich dem Menschen
gesagt, er solle sein Brot
aufs Wasser werfen, und
es werde tausendfach zu
ihm zurückkehren, aber er
hat es bis heute nicht
verstanden.
«

»Weh den Menschen, die nie zu wünschen gelernt haben!
Sie säen sich ihr eigenes Leid.«

Und ich sehe jene Menschen, wie sie heiraten, in den Tempeln, Kirchen und Moscheen dieser Welt, um hernach Reis auf die Vorhöfe der heiligen Stätten zu streuen. Doch die Saat fällt auf steinigen Grund und bringt keine Frucht. Und so kommen Morgen schon die Straßenkehrer und fegen die Saat zusammen, um sie zum Kehricht zu geben.

Reis ist Nahrung für Millionen Menschen, täglich Brot für Viele. Stecken wir ein Reiskorn in die feuchte Erde, geht eine Zehnerähre daraus hervor. Und wenn wir unser Brot aufs Wasser werfen? Dann kehrt es tausendfach zu uns zurück.

Die Schöpfung – ein Gedankenwellenuniversum

Der neue Tag erwacht. Er ruft Dich, still und leise, und in der Reinheit und Frische des anbrechenden Morgens herrscht jener Geist, der in uns den Boden zu bereiten vermag, auf dem die Saat unserer Wünsche sich in der Kraft des Lichts entfalten. Wir senden unsere Herzgedanken hinaus in den Äther, machtvoll und kraftvoll, in der Gewissheit, dass sie von den Gestirnen reflektiert, von den Enden des Raumes gespiegelt in uns widerhallen, um sich ihren Weg in die Welt unserer vom Geist geprägten irdischen Formen zu suchen. Bewusstes Wünschen und dem daraus resultierenden Handeln entspringt die geformte Scheinrealität aller materiellen Dinge, die werden und vergehen, wie unsere Gedanken kommen und gehen, um von neuem wiederzukehren.

Wie eine Welle verebbt, und wie eine Flamme erlischt, so verblasst auch unsere Wunschkraft, wenn wir sie nicht von Tag zu Tag erneuern. Wir erhöhen die Wunschkraft unseres Herzens dadurch, dass wir die Spannweite unserer Wünsche ausdehnen. Je höher unsere Ideale sind, desto stärker wird unsere Vorstellungskraft, die in der Sehnsucht des Verlangens nach Manifestierung unserer Wünsche zur Triebfeder des tatkräftigen, zielgerichteten Arbeitens wird. Wünsche, denen wir nicht durch zielgerichtetes Handeln Ausdruck verleihen, sind wie Herbstblätter im Wind.

Erwachendes Bewusstsein

Unausweichlich weckt uns der neue Tag. Es ist der nun anbrechende kosmische Tag. Wir können unser Angesicht nicht vor ihm verbergen. Aus der Dunkelheit der Nacht entfaltet sich sein Licht, auf dass wir handeln, um das Licht zu finden. Wir finden es im strahlenden Licht der Sonne, wie wir es wiederfinden in den Herzen der Menschen, die der Einheit ihres Seelenselbstes mit dem AllEinen göttlichen Licht in sich bereits gewahr sind. Wir alle sind Reisende auf dieser großen Fahrt, aus der Finsternis unserer vergangenen Tage empor zur leuchtenden Glorie unserer Göttlichkeit.

Der Weg ins Licht ist weit. Wir finden den Pfad, indem wir ihn unablässig suchen – und inständig um innere Führung bitten. „Erleuchte meinen Pfad, oh Heiliger Einer, auf dass ich nicht strauchle in dieser Dunkelheit!” – so steigt mein Herzenswunsch aus der Tiefe der Seele. Auf den goldenen Schwingen der Morgenröte wird er bis zu den Sternen emporgetragen, doch spiegeln sie die Antwort schon im selben Atemzug an uns zurück: „Komm in meine hohen Himmel! Du hattest mich einst verlassen, um tausend mal tausend Tode zu sterben. Du kanntest Deinen VaterMutter nicht mehr, obwohl ICH immer bei Dir war. Erkenne MICH! Erkenne DICH! Denn Du bist Eins in mir.”

So ist unsere Reise aus der Finsternis in das allumfassende kosmische Licht hinein eine großartige Verwandlung, eine Transformation von der reinen Sinnenwelt vergangener Tage zur ätherischen Welt des Geistes. Emotionen der Leidenschaft (die Leid erschaffen) weichen mehr und mehr der Ekstase der seelischen Liebe, die das unwandelbare Wesen des schöpferischen Weltgeistes ist.

Pentecoste, zu deutsch Pfingsten, kündet mit der Aussendung des Heiligen Geistes vom immerwährenden ekstatischen Wesen Gottes. Lasst euch von der Schönheit seiner Schöpfung begeistern! Entfacht in Euch das Feuer des Geistes! Denn wer BeGeisterung in all sein Denken, Handeln und Tun hineinlegt, wandelt wahrlich im Geiste, und manifestiert so seinen Schöpfer in angemessener und erhabener Weise.

Coda

Zweitausendundzwölf Jahre sind nun vergangen, seitdem sich das liebende Christusbewusstsein in das Herz der Menschheit gesenkt hat. Nun sind wir also angekommen in diesem bedeutungsschweren Jahr. Nach Rudolf Steiner markiert das Christusgeschehen genau die Halbzeit der Entwicklung des Menschengeschlechts.

Nun, zwei Jahrtausende später, stehen wir also erneut an einem großen Wendepunkt in der Geschichte von der Entfaltung des Menschen – denn es offenbart sich jetzt, wer den Christusimpuls des selbstlos liebenden Menschen in sich aufgenommen hat, und wer ihn zugunsten von Gier und Egoismus zurückdrängt hat. Diese Polarisierung zwischen Licht und Finsternis strebt einem Höhepunkt entgegen, und wer die letzten Jahrzehnte betrachtet, wird erkennen, dass sich die Entwicklung dramatisch beschleunigt und zuspitzt. Doch die unermessliche Transformationsreise der Menschenkinder, die reinen Herzens und guten Willens sind, gewinnt weiterhin mächtig an Fahrt. Sie ist jetzt vollauf im Gange – und alle, die zurück zum Vater wollen, müssen mit. Es ist ein weiter, weiter Weg, den wir gegangen sind, doch noch viel weiter ist der Weg, der vor uns liegt. So zaudert nicht – schaut vielmehr unentwegt ins Licht!

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• Ostergedanken •


„Wir sind Protestleute gegen den Tod.”

Jesus, der Christus, kam zu früh – die damaligen Menschen konnten weder seine Worte noch sein Wirken begreifen. Sie waren noch nicht bereit für die Botschaft der allumfassenden Liebe, die den Tod nicht kennt. Und dennoch musste der Nazarener kommen, denn das Feld wollte bestellt sein, so unfruchtbar es auch damals war. Der Sämann fragt nicht nach der Ernte, denn er weiß bereits um sie. Was man sät, das wird man ernten – so lautet ein ewiges, ehernes Gesetz. Wann werden wir beginnen, dieses Gesetz, das uns in der Natur so offensichtlich vor Augen tritt, auf unser Denken anzuwenden?

Liebe und Leben beginnen mit demselben Buchstaben. Tod und Thomas auch. Da ist der ungläubige Thomas, der Zweifler, der nicht glauben kann, was seine Augen sehen. Der auferstandene Christus! Wie kann das sein? Der Auferstandene lässt den Jünger in seine Seite greifen, damit der die Wundmale spürt.

Wir alle sind ein bißchen wie Thomas, der Zweifler. Wir haben von Kindesbeinen an gelernt, uns lediglich auf das zu verlassen, was unsere Sinne uns vorgaukeln. Oh, wie so trügerisch! Was unsere Augen sehen, ist eine Fata Morgana – die gespiegelte Projektion unseres Denkens. Unsere Sinne sind auf ein winziges Guckloch begrenzt, doch tun wir so, als sähen wir das Ganze. Ein Irrtum, der uns in der Illusion des Todes gefangen hält!

Jesus, der Christus, dient in vollkommener Weise dem Ganzen, und er wird es immer wieder tun. Er öffnet uns durch alle Zeiten hindurch die Augen – nicht die sehenden Augen des physischen Leibes, sondern die wissenden Augen des Geistes – bis wir sie nie mehr verschließen. Dann erst erkennen wir das Leben, das ewig ist – - und niemals stirbt.

Fast zwei Jahrtausende später bringt es Johann Christoph Blumhardt auf den Punkt: „Wir sind Protestleute gegen den Tod.”

Erkennt ihr den Christus?




• Meditation •


Ostern 2012

Ich bin das Licht. Ruhe in Mir.


Du bist im Licht. Ruhe in Dir und Mir.