• Die Zügel aus der Hand geben •


oder:

Zauberlehrlinge sind wir!

Hat der alte Hexenmeister
sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
auch nach meinem Willen leben.
Seine Wort und Werke
merkt ich und den Brauch,
und mit Geistesstärke
tu ich Wunder auch.

Walle, walle
manche Strecke,
dass zum Zwecke
Wasser fließe

und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße!
 
Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen!
Bist schon lange Knecht gewesen;
nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
oben sei ein Kopf,
eile nun und gehe
mit dem Wassertopf!

Walle, walle
manche Strecke,
dass zum Zwecke
Wasser fließe

und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße!
 
Seht, er läuft zum Ufer nieder -
wahrlich, ist schon an dem Flusse,
und mit Blitzesschnelle wieder
ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
voll mit Wasser füllt!

Stehe! stehe!
Denn wir haben
deiner Gaben
vollgemessen! -

Ach, ich merk’ es! Wehe! wehe!
Hab’ ich doch das Wort vergessen!
 
Ach, das Wort, worauf am Ende
er das wird, was er gewesen!
Ach, er läuft und bringt behende!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
bringt er schnell herein,
ach, und hundert Flüsse
stürzen auf mich ein!

Nein, nicht länger
kann ich’s lassen,
will ihn fassen.
Das ist Tücke!

Ach, nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke!
O du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh’ ich über jede Schwelle
doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
steh doch wieder still!

Willst’s am Ende
gar nicht lassen?
Will dich fassen,
will dich halten

und das alte Holz behende
mit dem scharfen Beile spalten.
 
Seht, da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nur auf dich werfe,
gleich, o Kobold, liegst du nieder!
Krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich, brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen,
und ich atme frei!

Wehe! wehe!
Beide Teile
stehn in Eile
schon als Knechte

völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach, ihr hohen Mächte!
 
Und sie laufen! Nass und nässer
wird’s im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister, hör mich rufen! –
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
werd’ ich nun nicht los.

»In die Ecke,
Besen, Besen!
Seid’s gewesen.
Denn als Geister

ruft euch nur zu diesem Zwecke
erst hervor der alte Meister.«

Der Zauberlehrling,
Johann Wolfgang von Goethe

Harry Potter, der Zauberlehrling, ist sicherlich der berühmteste Junge der Welt. Joanne Kathleen Rowling hatte ihn im Jahr 1995 zur Welt gebracht, und sie löste damit eine Welle der Begeisterung aus, die sie zur erfolgreichsten Schriftstellerin der Menschheitsgeschichte emporhob. Nur mit der Kraft und der Magie des Geistes neue Realitäten zu erschaffen, das ist es doch, was uns seit jeher fasziniert.

Doch nicht nur Harry Potter, alle Zauberlehrlinge müssen erst einmal gründlich in Erfahrung bringen, wie die Kraft des Geistes zu gebrauchen ist. Aus Spiel wird Ernst, wenn Unvernunft frei walten kann. Wer Walt Disneys Meisterwerk „Fantasia” aus dem Jahr 1940 kennt, dem werden sich die Bilder unauslöschlich eingeprägt haben, wie Micky Maus als Zauberlehrling verzweifelt versucht, den Geistern Einhalt zu gebieten, die er ohn’ Erlaubnis rief (im Zeichentrickfilm als eingebettete Episode auf die berühmte Musik von Paul Dukas). »Lasst ab, ihr Geister, hört ihr mich?«

»Natürlich hören sie dich, welche Frage!« Sie warten nur darauf, dass wir mit ihnen sprechen, sie bitten und um Rat befragen. Doch nicht, nachdem wir gehandelt haben, sondern bereits davor. »Genau das ist es, was uns plagt – wenn ich was tu’, hab’ ich gefragt?«»Das Leben hält uns eh so klein, wie wär’s, einmal der Herr zu sein?« Das wäre an sich kein Problem, wenn wir mehr Demut uns erwerben könnten.

Demut heißt, die Zügel aus der Hand zu geben. Heutzutage werden sich, vor allem in den fortgeschrittenen D-A-CH-Ländern, mehr und mehr Menschen bewusst, wer und was sie eigentlich sind: Geschöpfe einer allmächtigen Geisteskraft (die man uns Abendländer GOTT zu nennen gelehrt hat), die uns als unbegrenzt entwicklungsfähige Individualitäten nach ihrem eigenen Bauplan entworfen und ins Leben gerufen hat; Zauberlehrlinge sind wir mithin, mit der Aufgabe, hier auf der Erde die Bedingungen für ein ewiges Leben zu meistern: erst dann beginnen wir, den Zauber wahrer, seelischer Liebe zu erfassen und zu vermehren. Als Zaubergesellen folgen wir sodann dem Weg der Meister, die uns vorangegangen sind. Jesus Christus ist ein solcher Meister, der bereits vor langer, langer Zeit schon durch seine Meisterprüfungen hindurchgegangen ist. Was Wunder also, dass Jesus zum Symbol der Demut geworden ist – zu Recht! Denn niemand kommt ihm gleich.

Viele Wege führen nach Rom

»Sieh dich für!« Nur ein Weg führt zur Wahrheit.

»Wo geht es lang?« Wir wissen’s nicht. Und ohne Führung sind wir vollkommen verloren. Wenn wir etwas aus den Geschehnissen von Fukushima lernen können, dann ist es das: wenn unser ICH entscheidet, irren wir. Das gilt im Kleinen wie im Großen, in unserer individuellen Tagesschule wie auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Die bis zum Ende des vergangenen Jahrtausends überwiegend im unbewussten Tagtraum gefangene Menschheit lebte nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum. Doch jetzt, da die Menschen langsam erwachen, und ihr Potenzial zu erahnen beginnen, ist dieses Prinzip gefährlich geworden. Denn gerade die Verstandeskräfte verleiten uns dazu, uns unsrer Kraft zu rühmen, und in der Folge eigenmächtig zu handeln. Deshalb müssen wir das Prinzip von Versuch und Irrtum in der richtigen Reihenfolge erweitern: Bitten, Fragen, Versuch, Erkenntnis!

Die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen, und entsprechende Konsequenzen zu ziehen – auch wenn sie unbequem sind – ist ein Anzeichen von Selbstlosigkeit und Demut.

Holzspaltung oder Atomspaltung? Die Intuition weiß die richtige Antwort, bevor wir eine Entscheidung treffen.

Dass wir uns nun in Deutschland innerhalb weniger Jahre von der Atomkraft verabschieden, zeigt auf, dass dieses erweiterte Lebensprinzip von Bitten, Fragen, Versuch und Erkenntnis mehr und mehr auf fruchtbaren Boden fällt. »Ein mutiges Zeichen, das Hoffnung macht!«

Irren ist menschlich. Führung ist göttlich. Sturheit ist tödlich.

Das Festhalten an Prinzipien, Mechanismen, Denkgewohnheiten und Verhaltensweisen, die sich als trügerisch und riskant erwiesen haben, verhindert die Höherentwicklung allen Lebens, und damit die Entfaltung des Universums. Deshalb kann Sturheit nicht bleiben; sie muss gebrochen werden, wie nun in Japan. Und so paradox es zunächst auch klingen mag: wenn Sturheit bricht, erstarkt das Rückgrat; der Mensch geht hernach aufrechter als je zuvor, wie ein Phönix, der aus der Asche steigt.

Nun werdet groß! – und klein zugleich. Die Allmacht wird euch immer führen; führen müssen. Sie ist die Kraft, die euch erschafft, euch Vater, Mutter, Geist, und Schöpfer ist. In euch wohnt sie, in jeder Zelle, ihr atmet sie, esst und verdaut sie, fühlt sie, spürt sie – und fasst sie doch so wenig! Liebt sie, fürchtet sie, und ehrt sie, euer Leben lang! Dann ist euch nicht mehr bang. Fortan begegnet ihr der Welt ohn’ Angst und Furcht – was immer auch geschieht, und noch geschehen mag. Ihr aber freuet euch allhier an jedem Tag!




• Symbole VII - Die „Schnecke” •


ra, ri, ra – die Schneckenpost ist da! Noch rechtzeitig vor Heilig Abend kämpft sie sich durch tiefen Schnee, und tut uns kund, zu dieser Stund, durch ihren trichterförm’gen Mund – was ihres Wesens gleich in uns’rer Seele eingeschrieben steht. Die Schnecke, ein Symbol? Jawohl! Wir Menschen gleichen ihr – nicht bis auf’s Haar, doch bis auf’s Häuschen, das, spiralig windend, sich im Ohre findend, uns Botschaften aus höh’ren Sphären kündet.

Der Schneckengang – ich meine nicht den langsam schleichenden – vielmehr den sanft vibrierenden, der uns mit seinem filigranen Flaum im Innenohr das Hören erst ermöglicht – er ist ein Wunderwerk, ein Meisterstück des Schöpfers, der sein Handwerk von der Pike auf, in Jahräonen freilich, wundersam erlernet hat. Wir staunen angesichts der Wunder der Natur – und sind wir nicht ein Teil von ihr? – jedoch wer ahnt, was ihrem Werden, ihrer Schöpfung unfassbare Geisteskraft vorausging, um ihr Formen zu verleihen, die das Herz erfreut? Alleine ein Projekt wie uns’re Erde planen, mit allem, was da kreucht und fleucht, was wächst und schließlich aufrecht geht – dem Menschen inbegriffen, seiner Seele; ein’ Weltencode zu programmieren, ohne Fehl und Tadel – das ist Adel höchsten Geistes, unerhört! Doch was uns stört, ist: dass der höchste Schöpferatem, langsam gehend, ruhig und bedächtig – unserem Erdendasein gleicht, verwehend . . . nichts, so scheint es, ist, was bleibt . . . nur Hoffnung auf die Ewigkeit, und wer kann sich denn da schon sicher sein?

»Ruhig, mein Kind! Du bist nur blind, so lang vom Lichte Du Dich wendest!« Mit Gesäuse knackt’s Gehäuse meiner Schnecke tief im Ohr. Spielten wir als Kinder an des Nordmeers feinem Strand – es war, glaub’ ich, vor Helgoland – so suchten wir gewund’ne Schneckenmuscheln, pressten sie auf’s linke Ohr – galt es nun staunend zu erlauschen, was da raunend, wogend, rauschend, uns das Meer, von Ferne her, zu sagen wusste. Aus den Fluten formten sich gar schöne Kreise, stiegen Nixen, sangen leise, ihre wehmutsvoll gestimmte Weise, und sie pflanzten fortan in mein Herz – einen himmlisch heil’gen Schmerz; eine Erinnerung an jene Welt, nach der wir uns in dieser Welt so sehnen: Nur Geduld! Gibt es doch kein Zurücke, allein Dein Lebensglücke – liegt es denn nicht im Hier und Jetzt vor Dir? Und sieh’ Dir nur die Schnecke an, kommt sie nicht flott voran, nach ihrer Weise, auf der Lebensreise? Nur Geduld! Du willst den Himmel stürmen; Du kennst das Ziel, Du willst sehr viel, wir kennen Dein Begehren – Dich wird das Leben lehren. Der Weg ist weit. Das Ziel ist hoch. Die Siebenzahl ist uns’rer Seele eingeschrieben. Doch bis zur siebten Geistesstufe wir uns hoch erheben, wird unser Leben, wie wir’s kannten, vollständig umgewandelt, und uns’re liebgewonn’ne Erde längst geschlossen sein. Bis dahin ist’s noch weit, ein Wimpernschlag im Angesicht der Ewigkeit!

Schauen wir uns eine Schnecke nun einmal genauer an. Das schön geformte Kalkgehäuse fällt uns auf, und ihre hochgereckten Fühler, die, Antennen gleich, sich in den Himmel strecken. Die Wissenschaft hat längst es schon erkannt – die Fühler dienen ihr zur Orientierung, und so ertastet sie sich ihre kleine Welt. Mit dem Bauch am Boden kriecht sie nun umher, und ist mit Mutter Erde inniglichst verbunden. Wie die Kinder! Denn solange sie nicht laufen können, robben sie und krabbeln sie auf allen Vieren, gleich den Tieren. Ja, so schön war sie, die sel’ge Zeit, wo wir allein im spürenden Ertasten uns’re Neugier auf das Leben stillten.

Was sind nun uns’re Fühler? Sieben Sinne vorneweg, soviel ist klar, als dass da sind:

  1. Das Hören
  2. Riechen
  3. Schmecken
  4. Tasten
  5. Sehen
  6. Gleichgewicht
  7. und schlussendlich: der siebte Sinn.

Oha! Der siebte Sinn? Das muss was Außerird’sches sein. Ganz recht. Intuition nennt sich der siebente, der höchste Sinn – und ist er nicht der wichtigste zugleich? Denn wenn zu uns ein’ Stimme spricht – und dann wird’s licht – ein’ Stimm’ von innen raus, die uns an höh’re Sphären bindet, so ist es reine Wahrheit, die sie kündet. Ein’ solche Stimme, sie will wahrgenommen sein, und deshalb braucht’s geschulte Ohren. Was braucht es noch? Geduld! Intuition ist etwas, was sich langsam nur entwickeln lässt. Sie lässt sich nicht befehlen, und oft geht sie auch eigene, für unser Denken unschlüssige Wege. Das liegt daran, dass wir den Überblick nicht haben; zu eingeschränkt ist uns’re Sicht, wir seh’n des Schöpfers Planung nicht. So tröstet euch: genügt es nicht, zu ahnen, dass sie sorgfältig und weise ist?

Wer langsam gehet, der sieht mehr. Wer stille stehet, der hört viel genauer. Die Schnecke hat’s uns angetan. Sie geht voran, indem sie ihre kleinen Schritte prüft. Und ist es selbst des Messers Schneide, so tut die Kling’ ihr nichts zuleide; sie überwindet alle Hürden. Geht langsam Freunde! Habet acht, wenn Euch ein Schneck’ entgegenlacht – vorausgesetzt: der Winterstarr’ sei sie erwacht – sie will euch etwas sagen. Ihr prüft zu wenig, was Ihr tut! Langsam entscheiden, das macht Mut.

Wer Schnecken aufmerksam beobachtet, der wird erkennen, dass sie allezeit bergauf zu gehen wissen. Ist das nicht auch ein wunderbares Bild für den Entwicklungsweg, nach dem wir trachten? Die Seele muss, in Form der täglich wiederkehrenden Spirale, aufwärts streben, um der Bestimmung ihres Schöpfers nach gewissenhaft zu leben. Die schiefe Bahn lässt grüßen, aber aufwärts bitte! Dann führt die Lebensbahn uns Schritt für Schritt zum Ziel. Und dann begreifen wir vielleicht ein wenig davon, was uns der Liederdichter N. L. Graf von Zinzendorf (1700 – 1760) mit diesen Zeilen nahe bringen wollte:

„Jesu, geh voran
auf der Lebensbahn,
und wir wollen nicht verweilen,
Dir getreulich nachzueilen . . .”

»Langsam, langsam, Kinder, es eilt!« Jesus Christus handelte mit viel Bedacht. Das verlieh den sein’gen Schritten große Macht. Die Weihnachtszeit gibt uns Gelegenheit, die Unruhe im eig’nen Tun zu überprüfen.

Leseempfehlung zum Thema: Sten Nadolny, Die Entdeckung der Langsamkeit, erschienen im Piper-Verlag, ISBN 3-492-25975-8

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• Symbole VI - „Scherben” •


cherben bringen Glück – so sagt der eine. Glück und Glas, wie leicht bricht das! – so meint der andere. Wer von beiden hat nun recht? Keiner und auch beide, denn das ist, wie gar so oft, nur eine Frage uns’rer Sicht. Zersplittert sie zu tausend Scherben, uns’re Sicht, so wird das mit dem Glücke nüscht. Wir nehmen wahr, was wir zertreten: Bruchstücke eines Großen, Ganzen, das wir, schemenhaft vielleicht, noch ahnen: in lichten Augenblicken, wo die Schönheit einer Seele unser Fühlen streift, doch mehr noch in den Stunden, wo uns’re Wunden schmerzhaft brennen; es sind die Wunden, die wir selbst und andere uns schlugen – und was nun ‘mal zerschlagen ist, lässt sich nie mehr zusammenfügen. So liegt’s beim Scherbenhaufen beieinander, und mahnt uns eindringlich, der Welt mit Vor- und Nachsicht zu begegnen: der Balsam, der uns Linderung verschafft, und der allein uns heilen kann, heißt einfach nur – Geborgenheit.

Diesen Balsam finden wir nicht in der Welt, von dürft’gen Spuren einmal abgesehen, wir finden ihn im eig’nen Tun, das weise Einheit in uns stiftet. Was will ich damit sagen? Wir Menschen haben heute eine große, hehre Aufgabe vor uns: es gilt, uns zu besinnen, verloren ist das Paradies, so lasst’s uns neu gewinnen – indem wir’s fassen, warum es uns verloren ging. Lest „Paradise Lost” – John Milton war es, der das Sigel brach; und dass sein „Regained Paradise” – das den erforderlichen Weg zu zeigen weiß – ein kümmerliches Schattendasein fristet, ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass hellsicht’ge Propheten oft zu früh geboren werden. Erst jetzt, nachdem schon über drei Jahrhunderte vergangen sind, stehn konsequent die Folgen uns’res Tuns der Welt in aller Deutlichkeit vor Augen. Was ist geschehn?

Dreizehn Jahrtausende ist sie schon alt, des Denkens Kraft schuf ihr Gestalt – einer Entwicklung, die von Atlantis und der Sintflut ausgehend das Bewusstsein der Seele auf eine neue Stufe hob; hinweg vom unbewussten Einsseins mit der lebensspendenden Schöpferkraft, hinein in das Reich der Erkenntnis – sowohl der Welt als auch des ICHs, der eigenen Individualität. Dieser für die Entfaltung der Seele vollkommen unvermeidliche Entwicklungsschritt – der im vergangenen 20. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreicht hatte – lässt sich durch das alleinige Vorherrschen der Verstandeskräfte charakterisieren. Wer verstehen will, (ge)braucht den Verstand, eine Willenskraft des ICHs. Wer lieben will, benötigt das Gefühl. Gefühle aber erhalten wir direkt von Gott. Zwei unvereinbare Kräfte?

Wer sich überwiegend vom Verstand leiten lässt, verliert den Blick fürs Wesentliche – die Ganzheit der Schöpfung. Sie zersplittert in tausend Einzelteile. Das Zusammenfügen zur Einheit heilt den Menschen und die Welt – doch das will in der heutigen Zeit von neuem gelernt sein.

Dieses Bild repräsentiert symbolisch die zerspitterte Wahrnehmungsweise des „modernen” Menschen. Was sehen wir auf diesem Bild? Die ganzheitliche Sicht zeigt uns, was sich hinter unserer auf Teilaspekte ausgerichteten Wahrnehmung tatsächlich verbirgt.

Erst mit Hilfe des Verstandes lassen sich Lebenserfahrungen bewerten und einordnen – und darüberhinaus, sich selbst wahrzunehmen, sich abzugrenzen, und sich als einzigartige Individualität zu erkennen. Diese Art und Weise, das Leben zu erkunden und seine eigenen Fähigkeiten zu erproben, ist, seiner Natur nach, eine männlich-aktive Kraft, während das gefühlsbetont-intuitive Schauen der Lebenszusammenhänge eine weiblich-passive Kraft darstellt. Weder ist das eine gut, noch das andere schlecht; ganz im Gegenteil, das eine braucht das andere: denn dann erst entsteht Geborgenheit in uns, wenn beide Kräfte, sich vereinend, uns zur göttlichen Ganzheit, der wir als Seele entnommen sind, zurückzuführen vermögen.

Dass die vergangenen Jahrtausende von Männern mit ihrem „überlegenen” Verstandesdenken geprägt wurden, kann angesichts dieser Zusammenhänge niemand in Erstaunen versetzen. Und dass die Welt, und die Menschen, die auf ihr wandeln, aus dem Gleichgewicht geraten mussten, liegt auf der Hand: wenn zwei Kräfte notwendig sind, uns in der Mitte zu halten, und uns eine Kraft davon abhanden kommt, so zieht es uns aus uns’rer Bahn. Wir schlagen aus der Art – das Tollhaus draußen, das sich Welt nennt, das braucht Hilfe. Wo kommt sie her? Sie wohnt in uns, doch hat sie sich zurückgezogen. Sie wiederfinden, das ist leicht – wenn wir denn wissen, was uns fehlt: die imaginäre Kraft der Frau, die weiblich-intuitive Empfänglichkeit für’s Spüren, Schauen und Fühlen. Wir müssen uns’re Wesenseinheit wiederherstellen, wenn uns’re Welt gesunden soll.

Das will geübt sein, Tag für Tag; zersplittert, obgleich so viel wissend, liegt die Welt am Boden – darum helfen wir der Welt, indem wir in uns selbst für Eintracht sorgen – fragt euch: »war ich heut’ geborgen?« Spürend, fühlend, schauend, müssen wir nur bei uns selbst beginnen, um die Einheit zwischen Körper, Geist, und Seele wiederherzustellen.

Nun, dem Geist – dem göttlich inspirierten Odem, der uns anweht, wenn wir uns empfänglich für ihn zeigen – kommt dabei ein’ ganz besondere Bedeutung zu: vermittelt er doch zwischen objektiver Wahrheit und der Seele, die als verantwortlicher Entscheidungsträger für alles, was wir tun und lassen, die übermittelten Botschaften des Geistes über die Instanz des Körpers (in seiner Funktion als Antenne) aufnimmt. Diesen Vorgang nennen wir den Empfang der Intuition. Dem Körper und all seinen Billionen von Zellen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, denn: sein Zustand entscheidet darüber, wie rein und unverfälscht wir die Botschaften des Geistes empfangen können; und: sein Zustand entscheidet darüber, wie rein und unverfälscht die Botschaften sind, die wir als Mensch an andere aussenden, sowohl in Worten als auch in Taten. Was das heißt? Scherben haben scharfe Kanten. Worte mitunter auch. Alle Verletzungen, die wir uns selbst und anderen Menschen zufügen, haben ihren Grund in einem Körper, der geschädigt ist:

Solch ein Körper umhüllt die Seele dann für 24 Stunden jeden Tag: da blickt sie nun durch’s Fenster weit hinaus in diese Welt, und was sie sieht, ist – - – trübe.

Hier ist der Dreh- und Angelpunkt, an dem wir selbst entscheiden müssen, ob wir zur Harmonie von Leib und Seel’ zurückzukehren trachten: die Sorgfalt und Geborgenheit, die wir unserem Körper durch eine hochwertige Ernährung und durch die konsequente Vermeidung denaturierter Lebensmittel angedeihen lassen, heilt nach und nach die Wunden, die unser Körper jetzt noch durch Fehlentscheidungen in der Vergangenheit aufweist. Hellsichtige Menschen können diese Verletzungen, die wir unserem Körper zugefügt haben, sehen, denn sie zeigen sich nicht nur im Körper und seinen Organen, sondern auch in der Aura, die unseren Körper umhüllt. Bis all diese Verletzungen vollständig abgeheilt sind – das dauert seine Zeit. Nur Geduld! Nicht von ungefähr ist das nächste Symbol, das es zu besprechen gilt, die Schnecke.

Und denken wir daran: »Glück und Glas, wie leicht bricht das!« Wenn uns unsere Tagesschule Scherben beschert, dann macht sie uns darauf aufmerksam, dass wir unseren Körper durch eine konkrete Entscheidung am Vortag verletzt haben; typischerweise dadurch, dass wir gegen die Warnung der Intuition etwas Falsches gegessen haben. Wer hier im positiven Sinne neugierig ist, und dahinter kommt, was die wahre Ursache der Scherben war, der kann frohen Herzens sagen: »Scherben bringen Glück!« – denn er hat etwas Grundlegendes gelernt:

»ICH und mein Körper sind Eins!«

Das ist das entscheidende Paradigma der neuen Zeit, und es ist das einzige Mittel, das wir vollständig in der Hand halten, um Ganzheit und Harmonie in die Welt zu bringen.

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• Symbole II - „Martinshorn” •


as Martinshorn mit seinem pulsierenden Kobaltblau ist in seinem Sinngehalt, als Symbol im Rahmen der Tagesschule, durchaus ambivalent zu verstehen: »Es droht Gefahr – die Rettung naht!« Die Tonfolge im Quartabstand ist bereits kleinen Kindern vertraut, und geht auf den Jagdhornruf bei drohender Gefahr zurück.

»Es brennt, es brennt!
Und alles rennt.
Sirenen heulen, es ertönt: „Tatü-Tata”,
die Feuerwehr – sie ist schon da.«

Eins – zwei – drei – es wird gelöscht. Und wie wir sehen, ist es das Wasser, das uns Hilfe und Linderung bringt.

Viele Menschen trinken zu wenig Wasser. Sie sind Feuer und Flamme für dies und jenes, für berufliche Herausforderungen, für die Belange der Familie, für gesellschaftliche Verpflichtungen – da bleibt wenig Zeit für die Befriedigung eigener Bedürfnisse. Oft genug lassen wir uns in den Strudel der Alltagshektik mit hineinziehen, so dass der Lebensmotor im roten Drehzahlbereich agiert. Er überhitzt sich und glüht aus, wird brüchig und spröde. Was das auf den Körper übertragen bedeutet, kann sich jeder ausmalen. Seit langem sind Herz- und Gefäßkrankheiten in den Industrieländern die häufigste Todesursache. Was tun?

Wie hoch ist Ihr Wasserspiegel? Für den menschlichen Körper sind 72 Prozent Wasseranteil ideal.

»Wasser! Ein Königreich für ein Glas Wasser!«

Wasser ist ein köstliches Nass, das in unseren Breitengraden im Überfluss zur Verfügung steht. Wer in der Wüste am Verdursten ist, der kann Wasser wahrlich schätzen. Wenn unser Körper Wasser braucht, dann drücken wir aufs Gas. Wir lassen ihn brennen, glühen und dürsten, manchmal über Stunden hinweg. Bis das Haus in Schutt und Asche liegt. Und wenn der Ozean in uns dann irgendwann einmal verdunstet ist, so sterben wir. An Wassermangel.

Wie gut, dass es das Martinshorn gibt! Mehrmals am Tag dringt es an unser Ohr, und erinnert uns daran, dass es zu löschen gilt: »Wasser marsch!« Wasser erscheint unserem Auge blau, weil sich der Himmel darin spiegelt. Ein Wink des Himmels: blau ist auch die Farbe des Signalhorns, das wir deshalb ja auch „Blaulicht” nennen. Ist es nicht frappierend, zu erleben, wie häufig das Martinshorn gerade in größeren Städten zu vernehmen ist? Kein Wunder. Die Geschäfte florieren, die Menschen rotieren. Die Drehzahl steigt mit der Geschäftigkeit. Sie ist in der Stadt deutlich höher als auf dem Land. Die Folge: es muss auch dementsprechend häufiger gelöscht werden. Alles spiegelt sich in allem. Mikrokosmos gleich Makrokosmos.

Das Beispiel mit dem Wasser ist nur ein spezifisches Beispiel für das Martinshorn als Symbol innerhalb unserer Tagesschule. Gefahr und Hilfe sind in diesem Symbol vereint. Es will uns immer sagen: »Die Rettung naht!« Und immer müssen wir selbst einen Schritt dazu beitragen. Oder zwei. Fürsorglichkeit ist eine Tugend – und verhilft zur Jugend – eine Wasserflasche jederzeit griffbereit zu haben, ist wirklich kein Aufwand. Auch außer Haus. Ein Dromedar ist dafür nicht von nöten. Wir leben schließlich nicht in der Wüste.

Verallgemeinert symbolisiert das Martinshorn die Hilfe, die unser Körper dringend benötigt – genau zu dem Zeitpunkt, wo es an unser Ohr dringt. Was unser Körper zu diesem Zeitpunkt braucht, müssen wir intuitiv erspüren: ein reinigendes Glas Wasser, oder ein aufbauendes Nussmilchgetränk, oder gar eine vollwertige Mahlzeit. »Gesundheit!« Lacht der Körper, lacht die Seele. Das ist die Selbstliebe, die sich das Universum von uns wünscht.

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• Symbole I - „Ampel” •


rün und Rot empfinden wir als Komplementärfarben, auch wenn sie sich im Farbkreis nicht genau gegenüberliegen. Sie kontrastieren sehr stark, und sind deshalb gut dafür geeignet, gegensätzliche Positionen auszudrücken. Im Straßenverkehr wird dieser Umstand dazu genutzt, den Verkehrsteilnehmern anzuzeigen, ob sie passieren dürfen, oder nicht: Ampelschaltungen sind uns von frühsten Kindesbeinen an vertraut.

Im Kindergarten ist es Pflicht, das richtige Verhalten im Straßenverkehr zu erlernen. Wie verhält man sich an einem Zebrastreifen? »Arm ausstrecken, Blick nach links, Blick nach rechts, und noch einmal, zur Kontrolle. Falls ein Auto kommt, den Blickkontakt mit dem Fahrer suchen. Warten, bis der das Zeichen gibt, dass er dich gesehen hat.« Und noch einmal: »Blick nach links, und Blick nach rechts . . . «

Geistig aufgeschlossenen Menschen dürften Redewendungen wie „Mikrokosmos gleich Makrokosmos” oder „wie oben, so unten” durchaus geläufig sein. Das Spiegelprinzip lässt grüßen. Es dient dem Menschen hier auf der Erde dazu, sich leichter im Spiegel der Außenwelt zu erkennen. Was hat denn unsere Ampel mit diesem Spiegelprinzip zu tun? Stellen wir uns doch einfach einmal unser gesamtes irdisches Dasein so vor, als wären wir Verkehrsteilnehmer auf einem Verkehrsübungsplatz.

Verkehrstraining

Signale erkennen und beachten: die irdische Schulung vermittelt das Rüstzeug für höhere Ebenen im Universum.

Auf diesem Verkehrsübungsplatz gelten ganz klare Regeln und Vorschriften. Sie gilt es zu erlernen, um sie daraufhin in der Praxis zu erproben. Diese Regeln und Vorschriften dienen keinem Selbstzweck, sondern der Sicherheit und Geborgenheit aller Beteiligten. Das ist leicht einzusehen, oder? Warum passieren dann so viele Unfälle? Weil es viele Verkehrsteilnehmer reizt, diese Regeln und Vorschriften zu übertreten. Schnell dahinzubrausen, macht mehr Spass als nur zu schleichen, und ein Gläschen Wein in Ehren . . . Wenn da nur die Polizei nicht wäre! Dein Freund und Helfer will sie sein. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, auch wenn die Kontrollmechanismen nicht immer leicht durchschaubar sind.

»Da rollt ein Knöllchen mir ins Haus,
ist nun der Ofen für mich aus?«
 
»Nein, nein, ‘s ist eine Warnung nur -
verlier mir ja nicht Deine Spur . . . «

Prüfungsebene Erde

Die Erde ist unser Verkehrsübungsplatz. Wir lernen das Regelwerk kennen und üben permanent, diese Vorschriften zu verinnerlichen; regelmäßig werden wir im Rahmen unserer Tagesschule daraufhin überprüft. Erinnert uns das nicht ein wenig an die allgemeinbildende Schule, wo ja ebenfalls Kontrollmechanismen notwendig sind? Auf höheren Ebenen sind diese Kontrollmechanismen allerdings überflüssig, weil ohnehin nur derjenige Zugang bekommt, der auf der Erde den erforderlichen Führerschein bereits erworben hat. Um Missverständnissen vorzubeugen: nicht den Führerschein Klasse I, II, oder III, sondern den folgenden:

Was aber, wenn jemand mit diesen Regeln und Vorschriften partout nicht einverstanden ist? Bitteschön! Es gibt keinen Zwang. Nur Ursache und Wirkung. Jeder Mensch kann auf der Erde tun und lassen, wie es ihm beliebt. Auch wenn alle Ampeln auf Rot stehen sollten. Entscheidungsfreiheit nennt sich das.

Hier schließt sich der Kreis. Nahezu jeder kennt die Situation, dass nichts mehr geht. Alle Ampeln stehn auf Rot – und wir sind in Not. Was tun? Alles fügt sich hingegen wie von Geisterhand, wenn wir „Grünes Licht” für eine Entscheidung bekommen.

Das sollten wir begreifen: für jede von uns geplante Entscheidung, und sei sie noch so klein und unbedeutend, gibt es eine Ampelschaltung, über die uns eine höhere Instanz – die den Überblick über das gesamte Verkehrsgeschehen hat – mitteilt, ob unsere Entscheidung der Weiterentwicklung des Universums zuträglich oder abträglich ist. Und nicht nur das: ist unsere Entscheidung der Weiterentwicklung des Universums dienlich, so profitiert in gleichem Maß unsere Seele. Sie wird intelligenter und verbessert die ihr innewohnenden Werte. Unsere Intuition, die Verbindung zur Wahrheit im Universum, prägt sich stärker aus. Je mehr Achtsamkeit wir dem gegenwärtigen Augenblick schenken, um so deutlicher können wir intuitive Denkanstöße, Gefühle und Bilder wahrnehmen. Konzentration auf das im Moment wesentliche heißt hierfür das Zauberwort.

OperationssaalGrün ist die Farbe der Konzentration! Denken wir nur einmal an die Arbeit in den Operationssälen, wo höchste Konzentration erforderlich ist. Oder – und das nachstehende Beispiel ist mir sehr viel symphatischer – an die herrlich begrünte Natur im Frühjahr und Sommer. Wo kann man leichter den Zugang zu sich selbst und seinem Innersten wiederfinden, als im tiefsten Wald? Grün ist die Farbe der Konzentration. Und Grün ist auch die Farbe der Ampel, die uns passieren lässt.

Nicht immer säumen Ampeln unseren Weg – den Städtern sind sie sicherlich vertrauter als den Menschen auf dem Dorf. Gleichwohl sollten wir uns alle angewöhnen, unsere Entscheidungen mit dem Symbol der Ampel zu verknüpfen. Das tun wir, indem wir jedesmal ganz einfach fragen:

»Hab’ ich denn dafür grünes Licht?«

Und wenn die Ampel vorerst schwarz bleiben sollte, dann sollten wir den Mut und die Gelassenheit zum Warten aufbringen, und nicht unüberlegt entscheiden. Die Zeit zum Überdenken ist doch ein Geschenk. Und wenn wir mehrfach nachfragen, wird die Ampel irgendwann aufblitzen. Dann ist es Zeit zum Handeln. So oder so? Die Weichen sind gestellt. Wir sind in der Spur. Weil wir gefragt haben.

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