• Zeitgeschehen: Loveparade Duisburg •


ein, ich war nicht dabei, bei der „Loveparade” in Duisburg am vergangenen Samstag. Nur beiläufig habe ich von der Tragödie vernommen, und ich bin froh, dass keine Bilder von dem Geschehen vor Ort in mich eingedrungen sind. Dafür sind mir innere Bilder gekommen, die mir geholfen haben, die Zusammenhänge rund um den Unglücksfall besser zu verstehen. Und dass ich etwas darüber schreibe, hat mit meinem Tagesthema zu tun, das ich gestern zu bearbeiten hatte, und mir den Impuls für diesen Artikel gab: „Natürlich sein, sich geben, wie man ist, sich nicht unnötig tarnen.” Es ist eines der 44 Hauptschwingungsbänder der Seele, das einer Erklärung bedarf.

„Natürlich sein – sich nicht unnötig tarnen.” – in Duisburg sind die Verantwortlichen in Deckung gegangen, bei laufenden Ermittlungen, das ist nur zu verständlich: da schweigt man lieber, vor allem, wenn es um strafrechtliche Konsequenzen geht. Menschliche Regung zeigt sich dagegen an anderen Orten. Trauernde Angehörige, natürlich, sie erinnern uns an das, was der Schlagersänger Michael Holm vor gut 35 Jahren auf den Punkt gebracht hat: „Tränen lügen nicht”. Zahlreiche Menschen sind persönlich betroffen. Schuldige zu suchen ist müßig, wo die Eigendynamik von Hunderttausenden zu unkontrollierbarem und unvorhersehbarem Verhalten geführt hat. Steht nicht vielmehr jeder Einzelne mit seinen Entscheidungen in der Verantwortung? Schuldzuweisungen helfen niemandem weiter. Aus solchen Ereignissen zu lernen und zu verstehen, die kausalen Zusammenhänge zwischen den Ursachen und den verheerenden Auswirkungen herauszufinden – das ist die Aufgabe von uns Menschen aus höherer Sicht.

Wieso ziehen derartige Veranstaltungen so viele Jugendliche magisch an, obwohl die Risiken seit langer Zeit bekannt sind? Solche Großereignisse mit weit über einer Million Teilnehmern – „Megaevents” werden sie im neudeutschen Sprachgebrauch ja auch genannt – sprechen in vielen Menschen den göttlichen Wesenskern an, den sie allerdings – um sich zu schützen – die meiste Zeit in sich verborgen halten. Die „Loveparade” suggeriert es ja bereits im Namen: »Liebe! Befreiung! Glück! Ungestüme Lebensfreude!« – wenn auch nur für kurze Zeit, da machte sich wohl keiner etwas vor. Oder doch? Auf jeden Fall, das Bedürfnis, wieder einmal mehr sich selbst zu sein, den Harnisch und die Tarnkappe abzulegen, ist menschlich vollkommen verständlich. Auch dem Karneval, der fünften Jahreszeit, liegt dieses Bedürfnis mit zu Grunde. Unter der Oberfläche des ausgelassenen Feierns verbergen sich jedoch ganz andere Motive – vor allem die Sehnsucht nach Liebe, Zuwendung und Anerkennung durch Andere – und die „Loveparade” war ein Katalysator, der diese tiefe Sehnsucht aus den verdrängten Schichten des Unterbewußtseins ans Licht beförderte.

Tanz und Bewegung haben seit jeher etwas Befreiendes. Ursprünglich war die „Loveparade” eine Art Demonstration neu aufkommender Musikstile. Zeitgleich mit dem Aufkommen monotoner, tranceartiger Rhythmen aus dem Computer Ende der 80-er Jahre schufen sich begeisterte Szenegänger mit der „Loveparade” die Möglichkeit, einmal im Jahr eine exessive Tanzparty in der Öffentlichkeit zu feiern, um ihren Lebensstil über den begrenzten Raum der Diskotheken und Techno-Clubs hinaus vor aller Augen publik zu machen.

Entblößung um jeden Preis? Einmal im Jahr stand man nun also im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit: Tanzen und Feiern bis zum Abwinken, bis zur Erschöpfung und darüberhinaus – für einige Stunden den Alltag vergessen, den Frust, den Ärger, den Chef, einfach alles, was nun einmal lästig und – da es ja nur die Lebensfreude trübt – vollkommen überflüssig zu sein scheint. Für viele war die „Loveparade” der Höhepunkt des Jahres, für manche das Highlight ihres Lebens – nur einmal dabeigewesen zu sein. Doch ist Dabeisein wirklich alles?

Das Logo der „Loveparade”, die es ja nun nicht mehr geben wird, hatte ein blutrotes Herz im Mittelpunkt, um das sich kreisförmig zahlreiche, nach außen hin immer kleiner werdende Punkte gruppierten; sozusagen ein stilisierter Blick aus der Vogelperspektive auf die Köpfe der Tanzenden, die sich um das „Lovemobil” drängten. Aus diesen technisch hochgerüsteten „Lovemobils” (Kostenpunkt der Audio-Ausstattung eines solchen Mobils: ca. 50.000 €) trieb der monotone Rhythmus in einer Lautstärke, die ein still dabeistehender Zuschauer kaum verkraften könnte, die Tanzenden in die Ekstase. Verwundert es, dass zeitgleich mit der Verbreitung der Technomusik eine Party-Droge aufkam, die auf den Namen „Ecstasy” getauft wurde? Schnelle Technorhythmen erinnern in der Tat an ein rasendes, zuckendes Herz, an den millionenfach verstärkten Puls des menschlichen Organismus in einem Zustand der permanenten Überlastung; ein Organismus, der kaum mehr nachkommt, genügend Blut durch den Kreislauf zu pumpen. Man weiß seit langer Zeit vom Sport, dass der Körper nach intensiver Belastung vermehrt Endorphine, auch „Glückshormone” genannt, ausschüttet. Sie suggerieren ihm neue Kräfte, obwohl der Organismus bereits vollkommen erschöpft ist. Lebensenergie verpufft, Warnungen verschwinden. Eine Art euphorische Trance ist die Folge, in der die bewußt-objektive Wahrnehmung des Geschehens weitgehend ausgeblendet wird.

Szenenwechsel. Seit langer Zeit habe ich kein Fernsehgerät mehr, und ich bin froh darum – mein Geist fühlt sich seither sehr viel leichter und ruhiger an, und dieses befreite Bewußtsein tut mir gut. Manchmal steigen Fernsehbilder, die ich als Heranwachsender angeschaut habe, wieder in mir hoch – so wie jene amerikanische Serie, die ich mir damals nie entgehen ließ: „Auf der Flucht” hieß sie, und sie zeigte einen Menschen, der von der Polizei gejagt wurde, Tag und Nacht – ob er ein Verbrechen begangen hatte, oder nur verdächtigt wurde, blieb unklar – ein Nervenkitzel über Wochen und Monate hinweg. Dieser Mensch kam nie zur Ruhe, fand nie entspannenden, erholsamen Schlaf. Er agierte wie ein gehetztes Tier, dessen Spuren die Bluthunde wittern.

Heute weiß ich, warum mich diese Serie in den Bann geschlagen hatte: ich erlebte ein klein wenig von mir selbst, denn auch ich war auf der Flucht. Vor der Realität, vor der Wahrheit, und vor allem: vor mir selbst. Fleißig bastelte ich mir Traumwelten zusammen, stürzte mich in Abenteuer, später dann in Stress und Arbeit, weil ich der Auseinandersetzung mit meinem wahren Selbst aus dem Weg ging. Und, zugegeben, weil ich in der Außenwelt – meine eigenen Handlungen und Entscheidungen mit eingeschlossen – so wenig von dem vorfand, was meinem wahren Wesen im Innersten entsprach: Licht und Liebe. Was blieb, war eine ungestillte Sehnsucht. Ist es Zufall, dass sich Sucht auf Flucht reimt? Ist nicht auch die „Loveparade” ein Synonym für die Flucht vor der Realität?

Wir leben in einer Welt voller Versprechungen. Verlockende Angebote, bunte Vögel, der Preis ist heiß. Kein Wunder, dass man sich bei Lockvogelangeboten schnell die Finger verbrennt. Besser, man prüft vorher. Nicht einmal, nicht zweimal. Ständig! Jeder Mensch hat vollkommene Entscheidungsfreiheit, innerhalb eines Umfelds, das immer undurchschaubarer wird. Ein (Ver-)Irrgarten. Ohne höhere Führung ist man darin unweigerlich verloren. Unsere Schwierigkeiten im persönlichen Bereich, wie auch im großen, globalen Getriebe dieser Welt spiegeln uns allzu deutlich die Konsequenzen unseres eigenmächtigen Handelns – Ursache und Wirkung – und sonst nichts.

Wenn wir also keine Opfer sind, sind wir dann Täter wohl zu nennen? »Tät-er das, was er tun sollte, käm’ er nicht in Schwierigkeiten!« ruft es von oben. Die Sani-tät-er hatten in der Nacht zum Sonntag alle Hände voll zu tun. „Sanitas” umfasst als Begriff die körperliche und geistige Gesundheit des Menschen, und hier gilt es, vom willenlos Dahintreibenden „Tät-er” zum willensstarken, tätigen Menschen heranzureifen.

Damit schließt sich der Kreis: „Natürlich sein, sich geben, wie man ist, sich nicht unnötig tarnen.” Das ist gar nicht so einfach, in einer Welt hochfrequenter elektronischer Wechselfelder, der Mobiltelefone, der Nanotechnologie, der Gentechnologie, der akkustischen und informationstechnologischen Dauerberieselung – und, fast hätten wir’s vergessen, der Musiktechnologie, Technomusik, Hip-Hop, Rap, und was es sonst noch alles gibt, respektive. Leben aus der Retorte? Bei der „Loveparade” dabei zu sein, das empfanden viele Jugendliche als „hip” und „cool”. Wie kann man in einer hochtechnisierten Welt, die überwiegend materielle Werte propagiert, seelisch heil durchkommen, geschweige denn natürlich sein?

Besser, wir zünden ein Licht an, als über die vorherrschende Orientierungslosigkeit zu klagen – denn es ist durchaus ein langsamer Wandel zu erkennen. Wechseln wir den Standpunkt. Sehen wir diese Situation als Herausforderung, als Chance, den ersten Schritt zu tun, immer und immer wieder – denn steter Tropfen höhlt den Stein. Indem wir unsere eigene Intuition und Seelenkraft stärken, werden wir zum Vorbild für unsere Mitmenschen.

»Mut! Mut! Mut!«

Rückgrat zeigen

Mutig sein heißt: Nein sagen können, Rückgrat zeigen, standhaft bleiben, sich selber treu sein, auch wenn die ganze Welt – meist ist es ja nur die Mehrheit der Gesellschaft – ihr Fähnlein nach dem Wind ausrichtet. Natürlich sein, das heißt auch, die Natur zu unserem Verbündeten und Gefährten zu machen. Wir brauchen die unverfälschte Intelligenz der Natur – die die Intelligenz Gottes ist – in unserer Nahrung, in unserer Luft, in unserem Wasser, und in unserem Körper. Entwickelt sich unser Körper Tag für Tag in eine gesunde, natürliche Richtung, so gesundet die Seele mit ihm und in ihm.

Deshalb: die Menschen in unserem Land brauchen Vorbilder. Dringend. Werden sie eins. Nehmen Sie Ihre Gesundheit selbst in die Hand. Sagen Sie »Nein« zu Gentechnologie und Nanotechnologie in Nahrungsmitteln – durch Ihren bewußten Einkauf. Seien Sie bereit, an sich zu arbeiten, und beginnen Sie in allem bei sich selbst. Bringen Sie den Wunsch auf, der Stimme Ihres Gewissens zu folgen. Fragen Sie jeden Tag Ihre Intuition: »was ist heute wirklich wesentlich, was sollte ich jetzt wirklich tun?« Wie schrieb Johann Heinrich Zedler (1706 – 1751) in seinem Universallexikon unter dem Eintrag „Gesundheit” so treffend:

„ . . Nächst diesen schreibt man auch dem menschlichen Verstande eine Gesundheit zu, wenn nemlich sich selbiger in dem Stande befindet, dass er das wahre und falsche recht erkennen kann, und nach der wahren Erkenntniß den Willen beweget, sein Thun darnach einzurichten . . ”

Rückgrat zeigen

Wir müssen zur Natur zurückkehren, wenn wir begreifen wollen, was „natürlich sein” wirklich bedeutet.




• Intuitionsschulung einmal ganz anders •


ie Intuition weiß alles, denn sie wird direkt aus höchsten Quellen gespeist. Das Problem vieler Menschen ist ein mangelhafter Anschluss, der oft die Verbindung blockiert. Erst wenn der Schlüssel exakt ins Schloss hineinpasst, können wir die Eingangstür entriegeln - - und bekommen Zugang zu einer anderen Welt. Es geht um eine perfekte Verbindung! Sie erst ermöglicht uns, Auskunft zu allen wesentlichen Lebensfragen einzuholen.

Ich erinnere mich noch daran, wie ich als kleiner Junge einmal wissen wollte, wie hoch der Eiffelturm denn eigentlich sei. Niemand konnte es mir sagen, und so überlegte ich hin und her, her und hin – bis mir blitzartig eine Idee kam: »die Auskunft!« Doch bevor ich zur Tat schreiten konnte, wurde ich von meinen Eltern über die begrenzten Möglichkeiten der Telefonauskunft in Kenntnis gesetzt, so dass ich sehr enttäuscht war. Was war das für eine Auskunft, die nichts wusste außer Telefonnummern? Tief in mir ahnte ich wohl damals schon, dass es da irgendwo etwas geben müsse, eine Art Instanz, die alles weiß. Heute haben wir Google. Google weiß sehr viel. Doch die Intuition weiß mehr.

Nur ein quietschendes Rad wird geölt, und nur dem, der anklopft, wird auch aufgetan. Wir müssen mit der Intuition kommunizieren, ihr die richtigen Fragen stellen, und uns immer wieder vom Lärm der Welt zurückziehen; denn nur, wenn wir die Stille suchen, entgehen wir der Gefahr, die feine Stimme der Intuition zu überhören. Jede Entscheidung, und sei sie noch so klein, können wir intuitiv fragend und bittend überprüfen: „was sollte ich jetzt wirklich tun?”. Die interessanteste Frage aber ist und bleibt seit jeher die nach dem „wer bin ich?” – denn das größte Rätsel ist der Mensch am Ende für sich selbst.

(Umlaute bitte als Doppellaute wie z.B. „ae” eingeben)

Intuitive Menschen sind oft ausgeprägt musikalische Menschen. Das liegt mit Sicherheit daran, dass die Intuition Merkmale aufweist, die der Musik sehr ähnlich sind. Sie sind beide der materiellen Welt enthoben, in dem Sinne, dass sie nicht an Raum und Zeit gebunden sind, und sie erreichen uns beide nur auf der gefühlsmäßigen Ebene. Ausschließlich im Hier und Jetzt vermögen sie sich uns mitzuteilen – doch nur, wenn wir auch wirklich hinhören, und das will gelernt sein. Wozu haben wir denn Kunst und Kultur im Übermaß?

Mit Fleiß und Ausdauer kann jeder Mensch die Liebe zur Musik entwickeln, und sie wird es ihm reichlich danken – mit einer Intensivierung seiner gesamten Gefühlswelt. Und so wird eines Tages jedes Erdenkind befähigt sein, seine eigenen Empfindungen musikalisch adäquat zum Ausdruck zu bringen. Ist wahrhaft empfundene Musik nicht immer ein getreues Spiegelbild der Seele? Freude und Leid, Elend und Glück, ja alles, was ein irdisches Seelenleben ausmacht, formt auch die flüchtigen Gebilde unserer Fantasie; doch ein Kunstwerk kann erst dann entstehen, wenn sich diese flüchtigen Gebilde, vom schöpferischen Ausdruckswillen eines zielstrebigen Künstlers gebändigt, dauerhaft manifestieren. Schöpfertum in ihrer höchsten Entwicklungsstufe erweitert die Intuition zur Inspiration, zum direkten Schöpfen aus der heiligen Quelle, und daran erkennen wir die wahre Kunst: dass sie sich der Vergänglichkeit alles Irdischen entzieht.

Wie schulen wir nun unsere Intuition mit Hilfe der Musik?

 

Bevor wir dies an einem konkreten Beispiel nachvollziehen, sei noch etwas zu den Wechselwirkungen von Musik und Seele gesagt. Gerade klassische Musik besitzt die Eigenschaft, fein nuancierte Gefühle im Hörer zu assoziieren. Doch inwieweit wir beim Anhören eines Musikstücks zur Musik, und damit selbstverständlich auch zum Schöpfer derselben, in Resonanz zu treten vermögen, bestimmen ausschließlich jene Erfahrungen, die unsere eigene Seele im Verlauf ihrer langwierigen Entwicklung gespeichert hat. Musik, als schwingendes Ebenbild ihres Erschaffers, gibt wie ein Seismograph jene Erschütterungen wieder, denen ihr Seelenträger permanent ausgesetzt ist, und überträgt diese, als schwingendes Medium, auf die Seele des Hörers. Nicht die Schallwellen sind es, die uns anzusprechen vermögen, sondern die ihnen überlagerten feinstofflichen Schwingungen, die die Messinstrumente der Physiker zur Zeit noch nicht anzuzeigen vermögen. Diese feinstofflichen Schwingungen sind es auch, die in uns die Gefühle der Zuneigung oder der Abneigung für diese oder jene Musik hervorrufen: so öffnet sich unsere Seele einem musikalischen Werk nur dann, wenn beider Frequenzmuster eine passable Schnittmenge bilden; ansonsten bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich zu verschließen, oder, im besten Fall, neutral zu bleiben.

Daraus folgt: nicht jeder hat einen passenden Schlüssel für die Musikschätze dieser Welt.

»Den Schlüssel! Hast Du einen, der passt?«

Hier nun das konkrete Beispiel: einem Musikstück soll das richtige Bildportrait auf einem Rollfilm zugeordnet werden. Zweiundzwanzig Gesichter, zweiundzwanzig Persönlichkeiten, zweiundzwanzig mögliche Urheber. All diese Menschen lebten im 19. Jahrhundert, einige von ihnen wurden berühmt, andere sind dagegen eher unbekannt; und auch nicht alle hatten mit Musik zu tun.

Ihre angezeigten Namensinitialen geben zwar dem Kulturbeflissenen erste Hinweise, doch „wissen”, wer der oder die Richtige ist, können wir letztendlich nur mit Hilfe unserer Intuition – und unserer Menschenkenntnis.

Also, nach dem Start beginnen Rollfilm und Musik gleichzeitig, und die Gesichter ziehen an uns vorüber, immer wieder; lassen wir uns ruhig genügend Zeit – solange, bis wir ein klares intuitives Gefühl verspüren, welches Gesicht zu diesem ausgewählten Musikstück passt (wir spüren dies umso besser, je präziser wir fragen, bspw.: „schrieb dieses Stück ein Mann oder eine Frau?”).

Haben wir uns für ein Gesicht entschieden, und diese Entscheidung mehrmals überprüft, dann stoppen wir den Rollfilm mit einem einfachen Klick auf das entsprechende Gesicht – natürlich nur, wenn die Wahl auch wirklich richtig war. Ansonsten läuft der Rollfilm solange weiter, bis wir den richtigen Schlüssel gefunden haben. Nun, seid ihr bereit?

Rollfilm starten . . .

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Ein ganzer Kosmos an Gefühlen wohnt dieser Musik inne. Wenn sie uns innerlich bewegt, so löst sie Resonanzen in uns aus, weil wir den passenden Schlüssel dazu in der Hand halten. Den Schlüssel aber formen wir in unserer Seele, die voll Tapferkeit in die Tiefen und Weiten des Lebens vorstößt, durch all ihre Erscheinungen auf der Erde hindurch. Wie schön hat Franz Grillparzer, der große österreichische Dramatiker (1791 – 1872), sein musikalisches „Schlüsselerlebnis” in Worte gefasst, als er Clara Wieck (die zukünftige Madame Schumann) mit Beethovens „Appassionata” in Wien erleben durfte!

(Wien, Jänner 1838, drittes Konzert: was bisher kaum ein Pianist gewagt hat, wagt die 18-jährige Clara: sie tritt mit Beethovens großer F-Moll Klaviersonate op. 57, der stürmisch-leidenschaftlichen „Appassionata”, vor das Wiener Publikum [Beethoven starb 11 Jahre zuvor])

So formt der Schlüssel, den wir in uns tragen – und an dem wir unablässig feilen – all das, was auch für andere als Manifestation unserer Persönlichkeit erlebbar wird: die Art, in der wir sprechen, der Klang unserer Stimme, die Erscheinung unserer Körperschablone – und natürlich genauso unser holdes Angesicht. Ein geflügeltes Wort sagt nicht von ungefähr: »die Augen sind das Fenster zur Seele.«

So schaut hinein, bis auf der Augen tiefsten Grund!


 
Nun, meine Damen, meine Herren, schreiten wir zur Damen – respektive Herrenwahl.

Anleitung:

Die Herren der Schöpfung lassen sich mit gedrückter Maustaste den Damen zuordnen. Magnetische Anziehungskräfte wirken nach dem Loslassen der Maustaste zwischen den Richtigen, magnetische Abstoßungskräfte verweigern sich hingegen den Unpassenden.

Ganz genauso wie im richtigen Leben!

Paare neu durchmischen

So haben sich die Richtigen gefunden. Zwei Menschen, die seelisch zueinander passen, lernen voneinander und gehen „Hand in Hand”. Sie potenzieren ihr seelisches Vermögen: 2² x 11 Paare = 44, die magische Schwingungszahl der Seele. Ein Multiplikator, der ahnen lässt, welch gewaltiges Potenzial in der harmonischen Zusammenarbeit der „Richtigen” steckt. Wählerisch sein, heißt hier die Devise!

Nicht jedem sind die Namen dieser Paare (eine rein persönliche Auswahl) noch geläufig. Es waren Seelengemeinschaften, die sich gegenseitig inspiriert und zu höchsten künstlerischen Leistungen angespornt haben. Unser Kulturleben profitiert nachhaltig von ihnen. Rufen wir uns ihre Namen in Erinnerung:

  1. Ludwig und Malwina Schnorr von Carolsfeld schrieben Musikgeschichte als „Tristan” und „Isolde” in der Uraufführung von Wagners heißblütigem Liebesdrama gleichen Namens, mit dem der Komponist musikalisches Neuland betrat. Der stimmgewaltige Sänger, in den Wagner die allergrößten Hoffnungen gesetzt hatte (er nannte dessen Leistung einfach nur: «Vollendet!»), starb 5 Wochen nach der Uraufführung (München, 1865) mit 29 Jahren. Wagner war wieder einmal am Boden zerstört (wie schon so oft in den jahrelangen Querelen bis zur Uraufführung) – und ebenso Malwina, die nach dem Tod ihres Gatten umgehend ihre Sängerlaufbahn beendete.

  2. Clara und Robert Schumann sind zum Synonym für die romantische Künstlerliebe schlechthin geworden. Musik war die reine, edle Sprache ihrer Herzen. In den Jahren ihrer tapfer errungenen Seelengemeinschaft erlebten sie sowohl höchste Glückseligkeit als auch tragisches Leid, die dem Werk und Wirken dieser Persönlichkeiten eine dramatische Vertiefung ermöglichte. Der Dritte im Bunde ihrer Freundschaft war Johannes Brahms, dessen Musik durch liebende Entsagung neue Dimensionen der Verinnerlichung erfuhr.

  3. Gegensätze ziehen sich an. So war das auch bei George Sand und Frédéric Chopin. Hier der feinfühlige Komponist, der filigranste Meisterwerke schuf, und – trotz seiner schwächlichen körperlichen Konstitution – als Pianist das Klavierspiel revolutionierte, dort die „Femme fatale” mit dem männlichen Pseudonym, die als Schriftstellerin erfolgreich war, und sich über alle gesellschaftlichen Konventionen hinwegsetzte. Wer war Mann, wer war Frau? Niemand wusste das genau. Auch Chopin nicht: „Est-ce vraiment bien une femme?” schrieb er sichtlich verwirrt an einen Freund, nachdem er die zigarrenschmauchende und hosentragende Lady kennengelernt hatte. Ganz Europa war über dieses Paar entsetzt und rümpfte die Nase. Ohne Zweifel war diese Künstlergemeinschaft ungeheuer anregend, und doch auch aufreibend zugleich; vor allem aber bereitete sie den Boden für das, was uns heute als so selbstverständlich erscheint: sich mutig so zu geben, wie man wirklich ist, und die eigenen Gefühle zu leben, ohne Rücksicht auf gesellschaftliche Belange.

  4. Edelste Liebe ist seelische Liebe. Sie transformiert gewöhnliche menschliche Leidenschaften in ruhige Gefühle der Geborgenheit. In ihrer unmittelbaren Umgebung stiftet diese Liebe wahren Frieden, weil sie den anderen nicht besitzen will. Pauline Viardot-García und Iwan Sergejewitsch Turgenjew war diese Seelenkraft in hohem Maß zu eigen. Der selbstbewusste Viardot, der eine glückliche Ehe mit Pauline führte, brauchte den großen russischen Novellisten Turgenjew als Rivalen für seine weltberühmte Frau (»Primadonna assoluta«, Pianistin, Komponistin, und Gesangspädagogin) beileibe nicht zu fürchten. Turgenjew kam nicht in ihr Haus, um ihre Ehe mit vier Kindern zu gefährden. Er kam als Freund, der selbstlos zu lieben weiß, und folgte dem Ehepaar, das ihn als verwandten Geist magisch an sich zog, quer durch Europa. Es wuchs ein dauerhaftes Freundschaftsband heran, von dem alle profitierten (so trug bspw. Louis Viardot durch seine Übersetzungen dazu bei, die russischen Schriftsteller in Frankreich bekannt zu machen). Viardot und Turgenjew starben im Abstand von wenigen Tagen im Jahr 1883, Pauline überlebte sie um nahezu drei Jahrzehnte. Mit Clara Schumann war Pauline lebenslang eng befreundet.

  5. Ein Vorbild an geschwisterlicher Liebe tritt uns in Fanny Hensel, geborene Mendelssohn, und Felix Mendelssohn Bartholdy entgegen. „Mein liebster Fenchel . . .” – so begann Felix für gewöhnlich einen Brief an seine Herzensschwester. Ihre zahlreiche Korrespondenz zeugt von einem zärtlichen Seelenband, das auch der Tod nicht trennen konnte. Als Fanny frühzeitig und völlig überraschend während einer Orchesterprobe für ein Werk ihres Bruders starb, folgte ihr Felix nur wenige Monate später in den Tod. Beide hinterließen jeweils eine eigene Familie. Fannys Stern als Komponistin (sie schuf u. a. 250 hervorragende Kunstlieder) ist immer noch im Aufsteigen begriffen. Gut 150 Jahre hat es gedauert, bis man das musikalische Vermächtnis von Fanny Hensel als gleichrangig neben das ihres Bruders Felix stellt.

  6. Anna Risi war Anselm Feuerbachs Modell, Geliebte, und sein idealisiertes Abbild höchster göttlicher Schönheit. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, wurde sich diese anmutige Römerin erst durch Feuerbachs Verehrung mehr und mehr ihrer Schönheit bewusst – und des goldenen Käfigs, in den sie Feuerbach eifersüchtig eingesperrt hatte. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen, und Nanna, wie sie Anselm zärtlich nannte, entfloh. Das schlug dem Maler eine tiefe Wunde, denn er empfand ihre Flucht als Versündigung an seinem Genius. Als Modell mit einer wahrhaft würdevollen Ausstrahlung inspirierte Anna Risi Anselm Feuerbach zu den erhabensten Portraits, die die Menschheit besitzt.

  7. Wenn im August jeden Jahres der Höhepunkt des deutschen Kulturlebens, die Bayreuther Festspiele, stattfinden, so sind damit untrennbar die Namen zweier schillernder Persönlichkeiten verbunden: Cosima und Richard Wagner. Cosima, die Tochter von Franz Liszt und der Gräfin Marie d’Agoult, war es, die das Lebenswerk Richard Wagners fest und nachhaltig im Bewusstsein der Menschen verankert, und nahezu ein halbes Jahrhundert die Geschicke von Bayreuth als internationale Festspielstadt gelenkt hat. Stark genug, um sich aus ihrer ersten Ehe mit dem großartigen Pianisten, Dirigenten, und Wagnerverehrer Hans von Bülow zu lösen, bekannte sie sich trotz stärkster gesellschaftlicher Widerstände zu ihrer Liebe zu Richard Wagner, dem genialen Schöpfer des neuzeitlichen Musikdramas (auch Cosimas Vater, Franz Liszt, der Hans von Bülow sehr schätzte, war anfänglich über die Beziehung seiner Tochter zu Wagner nicht glücklich). Hans von Bülow musste indess schmerzlich lernen, loszulassen und zu verzeihen. Er heiratete später eine Frau, die Cosima sehr ähnlich war. Doch Mut wird belohnt, und so fanden Cosima und Richard endlich Seelenfrieden, wovon die Villa „Wahnfried” in Bayreuth noch heute kündet.

  8. Camille Claudel und Auguste Rodin waren äußerst eigenwillige Persönlichkeiten, die sich, über alle zermürbenden Auseinandersetzungen hinweg, im Ineinanderaufgehen in einer Seelengemeinschaft – nur und allein ihrem Genius verpflichtet – zu höchsten künstlerischen Leistungen emporgeschwungen haben. Ihre bildhauerischen Arbeiten sind unvergleichlich beseelt, zärtlich und kraftvoll, männlich und weiblich zugleich, und man bekommt den Eindruck, als ob sie von vier Händen derselben Seele aus dem Marmor geschlagen wurden. Ein Jahrzehnt (1883 – 1893) hielt diese Gemeinschaft die ungeheuren Spannungen ihrer Beziehung aus, bis Camille Claudel erschöpft den Rückzug antrat. Sie resignierte, doch ohne Rodin wich auch der gute Geist von ihr, gerade ersteinmal dreißig Jahre alt. Sie zerstörte einen Großteil ihrer Werke – und sich selbst. Die letzten Lebensjahrzehnte verbrachte sie in psychiatrischen Anstalten.

  9. Susette Gontard und Friedrich Hölderlin war nur eine kurze Zeit des gemeinsamen Glücks vergönnt. Als Ehefrau eines gutsituierten Bankiers in einer reinen Konvenienzverbindung begegnete Susette dem ätherischen Dichter in ihrem eigenen Haus. Ihre Kinder waren ihm als Hauslehrer anvertraut, und Susette manövrierte sich unversehens in eine auswegslose Situation hinein. Hölderlin ward ihr zum Schicksal, doch die Liebenden mussten schon bald voneinander scheiden. Als „Diotima” ging Susette in Hölderlins Werk ein, der sie zu seinem höchsten geistigen Ideal werden ließ. Siebzehn Briefe sind von Susette erhalten. Zusammen mit Hölderlins Spätwerk sind sie ein bewegendes Zeugnis tiefer, edler Gefühle zweier Liebenden. Zwei Jahre nach ihrer letzten Begegnung mit Hölderlin starb Susette, und auch der Dichter hauchte schon bald seinen Geist aus. Nahezu vier Jahrzehnte verbrachte Hölderlin in geistiger Umnachtung in Tübingen, wo er auch begraben liegt.

  10. Gräfin Marie d’Agoult war die „grande Passion” von Franz Liszt, dem „Paganini des Klaviers”. Als Komponist Verbündeter Richard Wagners, als Künstler von Frauen umschwärmt, war Marie sein Fixstern, der ihm während seiner rastlosen Wanderjahre als Virtuose einen ruhenden Hort der Geborgenheit schenkte. Als Schriftstellerin nannte sie sich „Daniel Stern”, als liebende Mutter schenkte sie unter anderem Cosima, der späteren Gattin Richard Wagners, das Leben.

  11. Amalia und Adalbert Stifter erinnern uns in ihrer Ehe an Wolfgang Amadeus Mozart und Constanze Weber. Deren von vielen begehrte Schwester Josephine wollte sich nicht mit Mozart begnügen, also begnügte sich Mozart mit Constanze; Adalbert Stifter hingegen konnte seine geliebte Fanny Greipel nicht bekommen, also ehelichte er die völlig unscheinbare Amalia. Eine gute Wahl! Während Fanny Greipel bei der Geburt ihres ersten und einzigen Kindes verstarb, war Amalia ihrem Gatten ein Leben lang treu und demutsvoll ergeben. Kinder wollten sich nicht einstellen, und so war es ein ruhiges Wachstum, eine leidenschaftslose Ehe, die Adalbert Stifter selbst als „glücklich” bezeichnete, und deren Charakter auch sein Werk als Schriftsteller bestimmt. Er hat ein Vermächtnis für die Ewigkeit gestiftet (da sprach sein Schöpfer: „Stift er was!” – und Adalbert nahm treulich seinen Stift zur Hand . . . ), das uns aufzeigt, was wahre Liebe ist: das Erkennen der Göttlichkeit in den kleinen, unscheinbaren Dingen, in allem Sein, in allem, was da lebt und webt; über Zeit, über Raum, und über das begrenzte, ichhafte Denken des Menschen weit hinaus. Seelische Liebe als Ernte permanenter Persönlichkeitsarbeit – Stifters Roman „Nachsommer” sei hiermit als Lektüre für stille Musestunden anempfohlen.

All diese Paare haben besondere Gefühle füreinander erlebt, und sie haben sich vor allem nach dem Wieso und Warum ihrer intensiven Gefühle gefragt. Auch wir sollten das heutzutage tun, um so mehr in den seltenen Fällen, wo wir diese magnetische Strahlkraft zwischen Menschen, die für einander bestimmt sind, spüren dürfen. Nur unsere Intuition kann uns dann sagen, was in solchen Situationen zu tun ist. Das kann sie aber nur, wenn wir mit ihr sprechen, und sie unermüdlich um Rat befragen.

So lernst Du, Deiner Intuition vollkommen zu vertrauen, gerade dann, wenn sie scheinbar Unmögliches von Dir verlangt.

»Was zögerst Du,
willst Du Dein Glück verschieben?
Der Himmel ist in Dir,
wenn Du ihn wirklich willst!«

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• Virgin Queen • - Elisabeth I


Jahre dauerte ihre Regentschaft, und als sie das Zepter aus der Hand gab, verbeugten sich die Lords und Councells, die Earls und Gentlemen; sie knieten zu ihren Füßen, um ihre letzte Weisung demutsvoll entgegenzunehmen. Als „Farewell Speech” oder „Golden Speech” gingen ihre Abschiedsworte in die Geschichtsbücher ein, und sie sind es wert, über den angelsächsischen Sprachraum hinaus in den Herzen der Menschen anzuklingen. Gerade in der heutigen Zeit tut es den Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft gut, sich an großen Vorbildern zu orientieren. Verwirrung, Herz- und Orientierungslosigkeit im Denken und Handeln unserer Gesellschaft sind, wie jeher, das Anzeichen einer Entfremdung von Gott. Wir müssen wieder lernen, warum und wofür wir leben; wonach und wozu wir streben. Wer flüstert uns die Antwort zu? Der Wind, der Wind? Brachtest ein himmlisch’ Kind?

»Der Wind bläst, und du hörst sein Sausen wohl« sagt Jesus im Gespräch mit Nikodemus (Johannesevangelium, Kapitel 3, Vers 8), den
Wind als Symbol für das Wirken des Heiligen Geistes gebrauchend;

Elisabeth in jungen Jahren, bis zum zehnten Lebensjahr als „Bastard” aus der Reihe der offiziellen Thronanwärter ausgeschlossen.
Ihr Fehler: als Mädchen, und nicht als erhoffter männlicher Thronerbe, geboren zu sein.
Die Verhaftung und Überbringung in den Tower von London stand ihr zu jener Zeit noch bevor. In den bedrückenden Wochen im Kerker, den drohenden Tod wegen angeblicher Mitwisserschaft an einem Komplott vor Augen, sagte sie:

»Vor Dir, O Gott, bekenne ich, dass ich keinen anderen Freund als Dich allein habe.«

und schweres Schneegewölk hing über den Türmen der Kathedrale von Westminster, als Elisabeth dort am 15. Januar 1559 mit 25 Jahren zur Königin von England gekrönt wurde. Der Golfstrom brachte eine frische Brise aus Südwest, die ihr den Rücken stärkte, als sie den Thron bestieg – zaudernd? Oh nein, erschaudernd eher, denn sie erspürte jegliche innere Regung, und war sie noch so gering, präziser und deutlicher als andere Menschen, und so auch den Hauch und Odem des Heiligen Geistes, den wir gemeinhin die Intuition nennen. Ihre sorgsam kultivierte innere Stimme war ihr der untrügliche Wegweiser durch gefährliche Zeiten, war sie doch von Machthabern umgeben, die sie selbst an Leib und Leben, und ihr Königreich – von höheren Mächten ihr anvertraut – mit vereinten Kräften zu vernichten drohten. Es war die blutige Zeit der Gegenreformation.

Dem kriegerischen Streit um den rechten Glauben konnte sie indess nichts abgewinnen: »Es gibt nur einen Christus, Jesus, einen Glauben. Alles andere ist eine Debatte über Belanglosigkeiten.« Allen Intrigen und äußeren Anfechtungen zum Trotz trat sie beherzt und entschlossen vor die Welt, denn sie sei »vielleicht kein Löwe, aber eines Löwen Junges, und habe eines Löwen Herz«.

Sie ließ keinen Zweifel daran aufkommen, was sie als ihre ureigenste Lebensaufgabe ansah: ihrem Volk als von Gott zu seiner gehorsamen Magd auserwählten Regentin zu dienen, und Sein Reich und Seine Herrlichkeit auf englischem Boden zu errichten und zu bewahren.

Die jungfräuliche Königin war also über den Sinn und Zweck ihres irdischen Daseins genauestens im Bilde. Und Sie lässt es uns wissen, in sorgsam ausgewählten, goldenen Worten lässt sie uns am Geheimnis ihres segensreichen Wirkens teilhaben; ein Weben und Streben, das England aus Staub und Asche in lichte Höhen und reine Luft emportrug, und uns wie ihrem Volk den Weg zeigte, das Fenster zum Paradies zu öffnen.

Zum besseren Verständnis der „Goldenen Rede” (die erst im Nachhinein so benannt wurde) sei kurz der konkrete politische Anlass, der zur letzten Amtshandlung Elisabeths führte, geschildert: nach einer Proklamation der Königin zur Revision der umstrittenen Monopole begehren Mitglieder des Unterhauses, bei Elisabeth vorzusprechen.

Der Dreißigste des Novembers 1601; ihre Majestät erscheint in Staatsrobe im Sitzungssaal von Whitehall, der Sprecher [Vorsitzender des Unterhauses] von Hofräten begleitet, zwischen Edelleuten und Bürgern des Unterhauses, 140 an der Zahl, zu Füßen ihrer Majestät huldigend, dass sie so gütig und unverzüglich ihre Wünsche vernommen hat, und bereit ist, auf sie einzugehen, wie sie der Anhörung im folgenden kundtut.

»Herr Vorsitzender,
Wir nehmen Ihrer Aller Erscheinen als Dankesgabe an uns entgegen; wisset, dass ich sie mit nicht geringerer Freude gutheiße, als Eure Lieben das Bedürfnis haben, mir solch ein Geschenk zu offerieren, und es mehr wertschätze als alle Reichtümer, die wir zu taxieren wissen – außer Ergebenheit, Liebe, und Dank, denn ich halte sie für unbezahlbar – und obwohl mich Gott hoch erhoben hat, betrachte ich doch dies als Glanz meiner Krone, dass ich mit Euren Lieben regiert habe.

Dass Gott mich zu einer Königin gemacht hat, lässt mich weniger frohlocken, als vielmehr eine Königin von solch dankbaren Menschen zu sein – und der Geringste unter Gott zu sein, Euch in Sicherheit zu erhalten; Euch vor Gefahr zu bewahren, ja, das Instrument zu sein, Euch von Schmach, Schande und Niedertracht zu erlösen; Euch von Knechtschaft und Sklaverei unter unseren Feinden fernzuhalten; von grausamer Tyrannei, und von gegen uns gerichteter ungezügelter Unterdrückung: all dessen besser zu widerstehen, honorieren wir wohlwollend Eure beabsichtigten Hilfen, und sehen darin vornehmlich eine Offenbarung Eurer Liebe und Herzensgüte gegenüber Eurer Herrscherin.

Von mir selber darf ich sagen, dass ich nie irgendeine gefräßige Raupe Nimmersatt war, noch ein unnachgiebiger Fürst, noch bislang ein Verschwender. Mein Herz hing nie an weltlichen Gütern aller Art, außer am Wohle meiner Untertanen. Was Ihr mir erweist, will ich nicht horten, sondern empfangen, um es Euch erneut zu erweisen; ja meine eigenen Besitztümer betrachte ich als die Eurigen, verwendet sie zu Eurem Wohle, und Eure Augen werden Anteil an Eurem Wohlergehen haben.

Herr Vorsitzender, ich möchte Sie und alle anderen bitten, aufzustehen, da ich befürchte, dass ich Ihnen noch mit einer längeren Ansprache zur Last fallen muss.

Herr Vorsitzender, Sie erweisen mir Dank, aber es ist an mir, Ihnen zu danken, und ich betraue Sie damit, dem Unterhaus meinen Dank abzustatten, denn wenn Sie mich nicht in Kenntnis gesetzt hätten, wäre mir versehentlich ein Irrtum unterlaufen, nur aufgrund mangelnder Information.
Nie gab ich in der Zeit als Königin meine Feder für irgendeine Bewilligung her, Vorwand und Anschein ausgenommen, die nicht im allgemeinen dem Wohl und Nutzen meiner Untertanen gedient hätte, außer einer privaten Zuwendung an einige meiner ehemaligen Bediensteten, die mir stets treu zur Hand gingen: Doch dass meine Bewilligungen zum Bekümmernis meines Volkes gemacht, und zur privilegierten Willkür unter den Zeichen unserer verbrieften Rechte, das wird unsere Hoheitliche Würde nicht dulden. Als ich dies erfuhr, hatte ich keinen ruhigen Gedanken, bis ich die Sache überarbeitet hatte, und solche Knappen, liederliche Personen, Missbraucher meiner Gaben, sollen wissen, dass ich es nicht erdulde.

Und Herr Vorsitzender, sagen Sie dem Haus von mir, ich nehme es überaus mit Dankbarkeit, dass das Wissen um diese Dinge über ihre Mitglieder zu mir gelangte. Und obgleich unter ihnen die erstrangigsten Mitglieder privat nicht davon betroffen sind, und deshalb in keinster Weise von Gefühlen des Grams zu sprechen brauchen, haben wir bereits vernommen, dass andere Ehrenmänner auch aus diesem Haus, als freie Menschen, sich ganz frei in der Sache geäußert haben, was uns wissen lässt, dass keinerlei andere Empfehlungen oder Interessen sie veranlasst haben, als nur die Absicht, die sie hegen, keine Herabsetzung unserer Ehre, und der Liebe unserer Untertanen zu uns, zulassen.

Den Pflichteifer, dessen Liebe daraufgerichtet ist, meinem Volke Linderung zu verschaffen, und dessen Herzen mit den unseren zu verknüpfen, nehme ich in fürstliche Obhut, hoch über alle irdischen Schätze hinweg. Ich achte die Liebe meines Volkes, mithin mehr als ich begehre, sie nicht zu verdienen: Und Gott, der mich hierher gesetzt hat, und mich über Euch stellte, weiß, dass ich mich selbst nie mehr achtete, als dass Euer Wohlergehen in mir bewahrt ward; doch welche Gefährdungen, welche Machenschaften, und welche Anfeindungen auch hinter mir liegen – einige unter Euch, wenn nicht alle, wissen es: doch nichts davon bewegt mich, oder ließ mich jemals erschrecken, denn es ist Gott, der mich erlöst hat. Und während ich dies Land regierte, habe ich mir stets den letzten Richttag vor Augen gehalten, um so zu herrschen, wie ich gerichtet werde und vor einem höheren Richter Rede und Antwort stehe; vor seinem Richtstuhl lege ich Fürsprache ein, dass nie ein Gedanke in meinem Busen genährt ward, der nicht auf das Wohl meines Volkes abzielte.

Und wenn meine fürstlichen Gaben missbraucht wurden, und meine Bewilligungen zum Schaden meines Volkes gegen meinen Willen und meine Absicht gereichten, oder wenn irgendwelche in Amt und Würden unter mir das, was ich ihnen anvertraut habe, missachtet, oder umgemünzt haben, so hoffe ich, bei Gott, dass sie ihre Schuld nicht in meine Hände legen.

Ein König zu sein, und eine Krone zu tragen, erscheint Ihnen ruhmreicher, als sie zu sehen, und folglich denken sie, es sei ein Vergnügen, sie zu tragen: was mich angeht, so liess mich der ruhmreiche Titel eines Königs ziemlich kalt, ebenso die hoheitliche Autorität einer Königin, da ich mein Vergnügen darin fand, dass Gott mich um seiner Wahrheit und Herrlichkeit willen zu seinem Instrument gemacht hat, und dieses Königreich gegen Ehrlosigkeit, Schaden, Tyrannei, und Unterdrückung zu verteidigen; doch sollte ich etwas davon mir selbst zuschreiben, oder meinem schwachen Geschlecht, so wäre ich nicht wert zu leben, und von allen unwürdigst der Barmherzigkeit, die ich aus Gottes Händen empfing; so Gott allein die Ehre! Ihm nur ist alles zu verdanken und zuzuschreiben.

Die Sorgen und Nöte einer Krone kann ich nicht angemessener vergleichen als mit den Schmerzmitteln eines gelernten Mediziners, mit einem Hauch aromatischem Duft parfümiert, oder zu bitteren, vergoldeten Pillen verwandelt, wodurch sie angenehmer, oder weniger widerlich gemacht werden; da sie in der Tat bitter und widerwärtig zu nehmen sind; und was mich angeht, waren es nicht Gewissensgründe, mich von der Pflicht, die Gott auf mich gelegt hat – seine Herrlichkeit zu behaupten, und Euch in Sicherheit zu bewahren – zu befreien; meine eigene Gesinnung sollte es befürworten, den Platz, den ich einnehme, für jemand anderen freizumachen, und glücklich zu sein, vom Ruhm der Taten befreit zu sein – da es nicht mein Verlangen ist, länger zu leben, noch länger zu regieren, als mein Leben und meine Herrschaft zu Eurem Wohle sein soll. Und obgleich Ihr viele Fürsten auf diesem Amtssitz gehabt habt, und haben werdet, die mächtiger und kluger waren, habt Ihr doch nie welche gehabt – und werdet sie nicht bekommen – die Euch besser geliebt haben.

Somit, Herr Vorsitzender, empfehle ich mich all Ihren ergebenen Lieben, Ihnen und Ihrem weiteren Gremium meiner besten Fürsorge, und bitte Sie, Herr Aufseher, Herr Minister, und Sie, meine Berater, dass Sie – bevor sich diese Ehrenmänner in ihre Lande verabschieden – sie alle zu mir geleiten, mir die Hand zu küssen.«

Mit Engelszungen sprach die Königin zum letzten Mal zu ihren Untertanen, derer sie sich in dienender Liebe und Fürsorge ein Leben lang angenommen hatte. Im Verzicht auf privates Glück fand sie in der Teilhabe am Geschenk des Lebens, das unter ihren Händen zum Wohle aller erblühte, ihre Erfüllung. Nicht von ungefähr treiben seit Elisabeths Regentschaft Blumen aus dem einst kahlen Baumstumpf im Abzeichen ihrer Familie.

Unter ihrer schützenden Hand erblühten Dichtung und Poesie, und verbreiteten im ganzen Lande ihren zauberhaften Duft. Die Regentin liebte ihren Shakespeare – schätzte Spenser und Marlowe – doch wirklich schwere Stunden überwand sie in Gesellschaft ihrer Herzenströsterin, der heiligen Cäcilia: Musik war ihr die Nahrung, die sie nie verzagen ließ. Beherrschte sie nicht virtuoses Lautenspiel, und ebenso das Virginal mit seinen elfenbeinenen Tasten? Doch mehr noch schätzte sie den Wohlklang menschlicher Stimmen, der ihr aus den „Ayres” eines John Dowland, oder aus den „Balets” eines Thomas Morley, liebevoll entgegenströmte (Hörbeispiel von John Dowland, Come Away, Come Sweet Love – zum Abspielen den Play-Button anklicken).

England hatte eine Herrscherin gesehen, wie sie wohl rarer kaum zu finden ist. So ist das nun einmal mit Edelsteinen höchster Güte. Und wies sie nicht den Weg, den nun bereits so viele gehen? Denn von sich selbst sprach sie als Mann, als König, und als Fürst: Rollentausch heißt die Devise; den Männern eine Prise Weiblichkeit – genieße es, oh Weib, zumal Dir es beschieden ist, die Hosen klug zu tragen. Wir Männer zwinkern derweil mit den Augen, und freuen uns schon auf die Wachablösung: das Ende der jahrtausende währenden Vorherrschaft des Mannes, und den Beginn einer neuen Ära – eines Miteinanders, das vom gegenseitigen Verständnis und von der Zuwendung der Geschlechter getragen sein wird. Vor diesem Hintergrund verliert das Jahr 2012 all seine Schrecken, vielmehr erfüllt und stärkt es uns in der Hoffnung, und im Vertrauen darauf, dass alles, was geschieht, zu unserem Besten ist.




Jungmädchensommer - mein 17263. Tag


er auch immer die letzten Tage des Septembers auf den Namen Altweibersommer getauft haben mag, dem sei’s verziehen; erfreuen sich doch Jung und Alt an ihnen gleichermaßen, am blauem Himmel und am milden Strahlenkranz der jetzt tieferstehenden Sonne. Nun ist es wirklich eine Wonne, sein Tagewerk für einen Augenblick zur Seite zu legen, sich auf ein Bänkchen zu setzen, und in die Sonne hineinzublinzeln.

 

In solchen Augenblicken freut sich die Seele zutiefst, und unsere Augen blicken dann in der Tat, sich entspannend und lösend, unvermutet auf ganz andere Dinge – auf schönere – als auf die, die für gewöhnlich unser Blickfeld zieren.

Lassen wir also ruhig den Blick frei schweifen, tun wir ihm keinen Zwang an, und lassen ihn die Dinge aufsuchen, die ihn wie ein Magnet anziehen. Schönheit allerorten, und niemand fand treffendere Worte für den Zauber dieser Tage, als Hermann Hesse:

„Setze dich nieder, wo du willst, auf Mauer, Fels oder Baumstumpf, auf Gras oder Erde: überall umgibt dich ein Bild und Gedicht, überall klingt die Welt um dich her schön’ und glücklich zusammen.”

Bald kommt sie wieder, die Zeit der Stille und Einkehr, und nur wer bereit ist, sich auf sie einzulassen, wird ihre gedämpften Stimmen auch vernehmen. Nur leise klingen sie, wie aus weiter Ferne; doch wer ihrer achtet, dem raunen sie die Antwort zu — die dem verborgen bleibt, der ständig hastet, rennet, ohne Ruh . . .




Quellenkunde - mein 17224. Tag


s ist Hochsommer, und die Temperaturen nähern sich dem Siedepunkt. Erste Bürgerpflicht: Trinken!
Müßig die Frage, wer und was wir sind; doch eines steht zumindest fest: zu 70% bestehen wir aus Wasser. Ein kleiner Ozean, sozusagen, und wären wir ein Wassertropfen, dann begäben wir uns auf die Spuren von Jules Verne: „eine Reise bis zum Mittelpunkt des Körpers”.

Wie es um unseren inneren „Ozean” bestellt ist, hängt von vielerlei Faktoren ab; es ist ein ewiger Kreislauf der Erneuerung und Reinigung, und gleicht somit dem Wasserkreislauf der Natur bis aufs Haar. Wir sind ein Teil von ihr, und können ohne sie nicht gedeihen; sie ist langmütig und geduldig, und hat uns manches zu verzeihen.

„Zurück zur Natur!” – so rief Jean-Jacques Rousseau uns bereits vor 250 Jahren zu, und seine Epistel haben an Aktualität seit jener Zeit erheblich dazugewonnen. Wir haben uns zu sehr von den Urgründen unseres Daseins entfernt. Könnten Sie ohne technische Hilfsmittel in freier Natur ein Feuer entfachen? Wüssten Sie sich Nahrung zum Überleben zu sichern – alleine mit den Kräutern, Samen und Früchten von Wald und Wiesen? Wir sind abhängig geworden, und leben am Gängelband einer hochtechnisierten Zivilisation. Sollten wir nicht wieder lernen, dem intuitiven Erspüren unserer Lebensgrundlagen mehr Raum zu geben?

Gestern war ich mit dem Rad unterwegs. Da stellt sich jedesmal die Frage, was man wirklich mitnehmen soll. Alles hat sein spezifisches Gewicht, und Wasser ist besonders schwer. Deshalb begnügte ich mich mit einem 0,5 Liter Fläschchen, sicherlich ein Tropfen nur, auf den heißen Stein. Doch ich vertraute darauf, unterwegs immer wieder einmal auffüllen zu können. Schließlich lebe ich hier nicht in der Wüste Gobi.

Da stehe ich dann vor einer wunderschönen Quelle, schwitzend und durstig, und trinke mich nach Herzenslust satt. Das Wasser ist frisch und sehr kühl, und dadurch, dass es erst einmal durch die Schichten des Buntsandsteins sickern muss, bevor es wieder zu Tage tritt, auch unglaublich weich – ein richtiger Hautschmeichler, und, nicht zu vergessen, ideal zum Bierbrauen.

Schwarzwaldwasser ist eine Kostbarkeit. Gut getan hat es mir, und als ich mich aufrichte, sehe ich das Hinweisschild (gelber Pfeil) „kein Trinkwasser”. Aha. Habe ich mich also geirrt? Nein. Ich habe noch immer beste Gefühle, mit dem, was jetzt in meinem Bauch umherkullert. Doch Ordnung muss sein. Und um für Ordnung zu sorgen, müssen Verordnungen her. Und die Trinkwasserverordnung verordnet nun einmal, dass Wasser untersucht werden muss, bevor es sich Trinkwasser nennen darf. Und da Untersuchungen kostspielig sind (und in regelmäßigen Abständen wiederholt werden müssten), macht man stattdessen lieber ein kleines Hinweisschild, an jede gute Quelle. Kann man durchaus nachvollziehen, auch wenn man anstatt „kein Trinkwasser” beispielsweise „Trinken nur auf eigene Verantwortung” darauf schreiben könnte.

Ich bin daran gewöhnt, eigenverantwortlich zu handeln – unter Einbeziehung dessen, was mir meine Intuition rät. Also trinke ich auf eigene Gefahr – auf dass mich Gott bewahr’; denn er hat mich schließlich auch zur Quelle geführt, und mir schöne Gefühle für diesen Ort gegeben.