• Die Zeit der Vorbereitung •


„Wo – chen – end und Son – nen -schein,
und ich bin mit mir al – lein,
di – dl – tra – la – la – la – la – la – la,
Wo – chen – end und Son – nen -schein!”

„Der Himmel ist trübe, der Himmel ist grau,
wo bist du, du sonnendurchflutetes Blau?
Wir haben dich lange schon nimmer gesehn,
kein Vöglein mag singen, kein Lüftlein mag wehn.”

So dachte ich, fröstelnd, am Samstagmorgen – ein typischer Wintertag eben. Ausgehungert nach Sonne und Wärme, nach Licht und nach Farben, so wächst sie im Nu, die Dankbarkeit. Wie schön, dass es Badewannen gibt! Und warmes Wasser aus dem Hahn. Winterzeit ist Badezeit. Ein Bad tut gut, nicht nur dem Körper, es entspannt den Geist und streichelt unsre Seele. »Schließ die Augen, ruhe sanft!« So schön war’s sonst nur im Mutterbauch.

Jetzt gibt es sie, die Sonnenkraft, gespeichert in Orangen und Zitronen, gewachsen an den Hängen des Vulkans: noch atmet seine Majestät, der Ätna, gleichmäßig wie in tiefem Schlaf. Tarocco nennt sich jene Sorte, an der sich schon der gute Friedrich, seines Zeichens Herrscher des Heiligen Römischen Reiches, als Kind erfreut hatte – denn Friedrich der Zweite wuchs nicht auf der Stammburg der Staufer im Schwäbischen auf, sondern in Palermo, der Hauptstadt Siziliens. Seit Friedrichs Tod – und der darauffolgenden kaiserlosen Interregnumszeit – glaubt das Volk noch immer, dass er im Ätna schläft. »Gar manches Mal die Erde bebt, wenn Friedrich seine Glieder hebt.« Doch was wird erst geschehn, wenn er erwacht!

Nun gut, so tat ich’s also Friedrich nach, und wärmte mich am Sonnenfeuer der Orangen, und siehe da: was mir der Samstag wohl verwehrt, das hat der Sonntag umgekehrt – der Sonntag machet seinem Namen Ehre, ein Sonnentag ward es, azurnes Blau am Firmament.

Sonne sei willkommen! Selbst bei Eiseskälte ist jeder Sonnenstrahl auf der Haut eine belebende Nahrung (Vitamin D; Alternative: Lebertran).

Vergeben und vergessen sind sie nun, die trüben Gedanken des Vortags – und umso klarer zeichnet die Natur die Landschaft in das weite Blau des Himmel; in den glitzerndweißen Schnee. Wie Topas, Beryll und Chrysolith, wie Smaragd, Jaspis, und Amethyst funkeln die Schneekristalle im Vorübergehen; bei jedem Schritte knirscht und knarzt der Schnee – es ist das einzig wahrnehmbare Geräusch an diesem verheißungsvollen Morgen, das Pochen meines Blutes einmal ausgenommen. Ich liebe diese Stille; entrückt ist man der Welt, und näher bin ich Dir, Gott, Schöpfer dieser Herrlichkeit und Pracht. Tief aus dem Tale steigt das Glockengeläut empor; es ruft Menschen zusammen, um Gottes Wort zu hören. »Gottes Wort!« Es spricht zu uns an jedem Ort – doch stille werden müssen wir, um es auch deutlich wahrzunehmen. »Die Kristalle!«»Das Neue Jerusalem!« Da sind sie wieder, die 12 Edelsteine der Apokalypse, wie sie dem Evangelisten Johannes offenbart wurden. Chalzedon und Carneol, Sardonyx und Chrysopras, Hyazinth und Saphir: jetzt sind sie alle aufgezählt, und wie die zwölf Apostel stehen sie in typischer Gebärdensprache hinter Glas: ja, in der Tat! Dort gegenüber auf der anderen Talseite, hoch droben am Berghang, beherbergt die anthroposophische Paracelsusklinik ein Schatzkästlein mit Mineralien und Edelsteinen. Mit heißen Ohren las ich dort, vor dem unscheinbaren Schränckchen sitzend, in den Bänden zur Edelsteinkunde, und regelmäßig gehe ich wieder hin, um die Schwingungen in meinem Körper aufzufrischen. Welch ein Geschenk ist dieses Haus! Es ist ein Haus mit offenen Türen, und ungehindert geht man ein und aus. So bauen diese Menschen hier mit Liebe und Vertrauen an einer neuen Welt.

Was wird die Zukunft bringen? Das Alte muss dem Neuen weichen; die Zeit rückt unaufhaltsam näher, wo alle Sicherheiten, die sich auf menschliche Klugheit stützen, sich als trügerisch erweisen werden. Die Felsen, die allein der Brandung widerstehen können, sind die Werte, die wir bis dahin in unserer Seele entwickelt haben werden; allen voran Mut, Gottvertrauen, Dankbarkeit, Ehrlichkeit, Selbstlosigkeit, Hilfsbereitschaft den Richtigen gegenüber, und das Fundament an Gesundheit, über das unser Körper, sofern wir fleißig waren, verfügen darf. So lässt sich dann die Zeit des Mangels und der Entbehrung besser überstehen. Was genau geschehen wird, das wissen wir nicht. Doch dass etwas geschehen wird, das spüren tausende von Menschen.

Der Weg, den ich gehe, führt mich zur Hochebene hinauf. »Sieh da, eine ganze Herde Schafe!«

Hunger kennt unsere Generation noch nicht. Die Folge: wer satt ist, wird in der Regel zu träge, um tiefe innere Dankbarkeit empfinden zu können.

Während ich in die Sonne blinzle, beobachte ich die Tiere, wie sie mit ihren Hufen den gefrorenen Boden aufscharren, um an die Wurzeln der Gräser zu kommen. Beharrlich verrichten sie ihre Arbeit, die Jungtiere stehen an Fleiß den Älteren kaum nach. »Wahrlich, ein bescheidenes Mahl!« Ich kann nur staunen. So genügsam bin ich nicht. Kennt ihr den Traum des Pharao, der ihm von Joseph ausgedeutet wird?

Besser ist es, sich schon jetzt in Dankbarkeit zu üben, und nichts, aber auch gar nichts, als selbstverständlich hinzunehmen. Es ist eine gute Übung, einmal so zu essen – bewusst, mit Freude und Hingabe – als wäre es die letzte Mahlzeit; so, dass man den Geruch und den Geschmack der Speisen wie die Farbe und die Konsistenz der Zutaten präzise mit Worten wiederzugeben imstande ist. Wie schmeckt denn eigentlich Meersalz? Und wie das vollmundige Olivenöl? Und der im Eichenholzfass gereifte Balsamico? Und wie ein Blatt von Feldsalat, unangemacht? Mmmmmh, mir läuft schon jetzt das Wasser im Mund zusammen. Einstweilen bin ich froh, dass ich noch alles im Haus habe. Ich muss zurück. Zeit fürs Mittagessen . . .

Köstlich war es. Gemüseeintopf mit dicken weißen Bohnenkernen. Nein, das war nicht meine Henkersmahlzeit – ganz im Gegenteil – und ich will hier auch keine Ängste schüren. Die Welt wird nicht untergehen, doch sie wird sich – und die Menschen in ihr – verändern müssen. In diesen Veränderungen liegt eine unglaubliche Chance für unser persönliches Wachsen und Gedeihen – eine Chance zur Entfaltung unserer seelischen Werte – und das ist es, was wir, voll Zuversicht und Dankbarkeit im Herzen, klar erkennen sollten. Gott, der Schöpfer, hat sich unvorstellbare Mühe gegeben, uns zu erschaffen, und uns eine interessante Entwicklungsebene zur Verfügung zu stellen, so dass wir an unseren Fundamenten bauen können. Wir nennen diese Entwicklungsebene die Erde, und sie ist wirklich wunderschön.

Der Tag neigt sich zu Ende, die Sonne legt sich schlafen. Ein tiefer Friede breitet sich über das Tal, dessen Konturen mehr und mehr verblassen. Hierher hat mich Gott gestellt, und so schlag ich fleißig Wurzeln. Und Du, hast Du Deinen Platz bereits gefunden?




• Zum Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island •


ankgebet

Es regnet Asche übers Land
wer streut sie aus, mit voller Hand?
Der ists, der Mutter Erden Schoß
geöffnet, dass mit mächt’gem Stoß
durchbricht das Magma Eis und Schnee,
o Menschlein klein, in Furcht und Weh,
so zitterst du ob Gottes Stärke,
stumm stehst, und still, du vor dem Werke.
 
Gott ist dein Schöpfer, Schutz und Schild,
sieh, was aus seinen Händen quillt!
So nimm sie an, die Himmelsgabe,
dass sie erschöpfte Erden labe,
dass sie das Feld uns stärke, Korn, und Ähre,
dass sie lebendigere Nahrung uns gewähre.
Wenn kraftvoll fruchtbar wird der Boden nun,
so ist es ganz allein Dein Werk, Dein Tun.
 
Komm liebe Asche, mit dem Regen,
auf unser Feld, und bringe Segen.
 
Amen




• Virgin Queen • - Elisabeth I


Jahre dauerte ihre Regentschaft, und als sie das Zepter aus der Hand gab, verbeugten sich die Lords und Councells, die Earls und Gentlemen; sie knieten zu ihren Füßen, um ihre letzte Weisung demutsvoll entgegenzunehmen. Als „Farewell Speech” oder „Golden Speech” gingen ihre Abschiedsworte in die Geschichtsbücher ein, und sie sind es wert, über den angelsächsischen Sprachraum hinaus in den Herzen der Menschen anzuklingen. Gerade in der heutigen Zeit tut es den Verantwortlichen in Staat und Gesellschaft gut, sich an großen Vorbildern zu orientieren. Verwirrung, Herz- und Orientierungslosigkeit im Denken und Handeln unserer Gesellschaft sind, wie jeher, das Anzeichen einer Entfremdung von Gott. Wir müssen wieder lernen, warum und wofür wir leben; wonach und wozu wir streben. Wer flüstert uns die Antwort zu? Der Wind, der Wind? Brachtest ein himmlisch’ Kind?

»Der Wind bläst, und du hörst sein Sausen wohl« sagt Jesus im Gespräch mit Nikodemus (Johannesevangelium, Kapitel 3, Vers 8), den
Wind als Symbol für das Wirken des Heiligen Geistes gebrauchend;

Elisabeth in jungen Jahren, bis zum zehnten Lebensjahr als „Bastard” aus der Reihe der offiziellen Thronanwärter ausgeschlossen.
Ihr Fehler: als Mädchen, und nicht als erhoffter männlicher Thronerbe, geboren zu sein.
Die Verhaftung und Überbringung in den Tower von London stand ihr zu jener Zeit noch bevor. In den bedrückenden Wochen im Kerker, den drohenden Tod wegen angeblicher Mitwisserschaft an einem Komplott vor Augen, sagte sie:

»Vor Dir, O Gott, bekenne ich, dass ich keinen anderen Freund als Dich allein habe.«

und schweres Schneegewölk hing über den Türmen der Kathedrale von Westminster, als Elisabeth dort am 15. Januar 1559 mit 25 Jahren zur Königin von England gekrönt wurde. Der Golfstrom brachte eine frische Brise aus Südwest, die ihr den Rücken stärkte, als sie den Thron bestieg – zaudernd? Oh nein, erschaudernd eher, denn sie erspürte jegliche innere Regung, und war sie noch so gering, präziser und deutlicher als andere Menschen, und so auch den Hauch und Odem des Heiligen Geistes, den wir gemeinhin die Intuition nennen. Ihre sorgsam kultivierte innere Stimme war ihr der untrügliche Wegweiser durch gefährliche Zeiten, war sie doch von Machthabern umgeben, die sie selbst an Leib und Leben, und ihr Königreich – von höheren Mächten ihr anvertraut – mit vereinten Kräften zu vernichten drohten. Es war die blutige Zeit der Gegenreformation.

Dem kriegerischen Streit um den rechten Glauben konnte sie indess nichts abgewinnen: »Es gibt nur einen Christus, Jesus, einen Glauben. Alles andere ist eine Debatte über Belanglosigkeiten.« Allen Intrigen und äußeren Anfechtungen zum Trotz trat sie beherzt und entschlossen vor die Welt, denn sie sei »vielleicht kein Löwe, aber eines Löwen Junges, und habe eines Löwen Herz«.

Sie ließ keinen Zweifel daran aufkommen, was sie als ihre ureigenste Lebensaufgabe ansah: ihrem Volk als von Gott zu seiner gehorsamen Magd auserwählten Regentin zu dienen, und Sein Reich und Seine Herrlichkeit auf englischem Boden zu errichten und zu bewahren.

Die jungfräuliche Königin war also über den Sinn und Zweck ihres irdischen Daseins genauestens im Bilde. Und Sie lässt es uns wissen, in sorgsam ausgewählten, goldenen Worten lässt sie uns am Geheimnis ihres segensreichen Wirkens teilhaben; ein Weben und Streben, das England aus Staub und Asche in lichte Höhen und reine Luft emportrug, und uns wie ihrem Volk den Weg zeigte, das Fenster zum Paradies zu öffnen.

Zum besseren Verständnis der „Goldenen Rede” (die erst im Nachhinein so benannt wurde) sei kurz der konkrete politische Anlass, der zur letzten Amtshandlung Elisabeths führte, geschildert: nach einer Proklamation der Königin zur Revision der umstrittenen Monopole begehren Mitglieder des Unterhauses, bei Elisabeth vorzusprechen.

Der Dreißigste des Novembers 1601; ihre Majestät erscheint in Staatsrobe im Sitzungssaal von Whitehall, der Sprecher [Vorsitzender des Unterhauses] von Hofräten begleitet, zwischen Edelleuten und Bürgern des Unterhauses, 140 an der Zahl, zu Füßen ihrer Majestät huldigend, dass sie so gütig und unverzüglich ihre Wünsche vernommen hat, und bereit ist, auf sie einzugehen, wie sie der Anhörung im folgenden kundtut.

»Herr Vorsitzender,
Wir nehmen Ihrer Aller Erscheinen als Dankesgabe an uns entgegen; wisset, dass ich sie mit nicht geringerer Freude gutheiße, als Eure Lieben das Bedürfnis haben, mir solch ein Geschenk zu offerieren, und es mehr wertschätze als alle Reichtümer, die wir zu taxieren wissen – außer Ergebenheit, Liebe, und Dank, denn ich halte sie für unbezahlbar – und obwohl mich Gott hoch erhoben hat, betrachte ich doch dies als Glanz meiner Krone, dass ich mit Euren Lieben regiert habe.

Dass Gott mich zu einer Königin gemacht hat, lässt mich weniger frohlocken, als vielmehr eine Königin von solch dankbaren Menschen zu sein – und der Geringste unter Gott zu sein, Euch in Sicherheit zu erhalten; Euch vor Gefahr zu bewahren, ja, das Instrument zu sein, Euch von Schmach, Schande und Niedertracht zu erlösen; Euch von Knechtschaft und Sklaverei unter unseren Feinden fernzuhalten; von grausamer Tyrannei, und von gegen uns gerichteter ungezügelter Unterdrückung: all dessen besser zu widerstehen, honorieren wir wohlwollend Eure beabsichtigten Hilfen, und sehen darin vornehmlich eine Offenbarung Eurer Liebe und Herzensgüte gegenüber Eurer Herrscherin.

Von mir selber darf ich sagen, dass ich nie irgendeine gefräßige Raupe Nimmersatt war, noch ein unnachgiebiger Fürst, noch bislang ein Verschwender. Mein Herz hing nie an weltlichen Gütern aller Art, außer am Wohle meiner Untertanen. Was Ihr mir erweist, will ich nicht horten, sondern empfangen, um es Euch erneut zu erweisen; ja meine eigenen Besitztümer betrachte ich als die Eurigen, verwendet sie zu Eurem Wohle, und Eure Augen werden Anteil an Eurem Wohlergehen haben.

Herr Vorsitzender, ich möchte Sie und alle anderen bitten, aufzustehen, da ich befürchte, dass ich Ihnen noch mit einer längeren Ansprache zur Last fallen muss.

Herr Vorsitzender, Sie erweisen mir Dank, aber es ist an mir, Ihnen zu danken, und ich betraue Sie damit, dem Unterhaus meinen Dank abzustatten, denn wenn Sie mich nicht in Kenntnis gesetzt hätten, wäre mir versehentlich ein Irrtum unterlaufen, nur aufgrund mangelnder Information.
Nie gab ich in der Zeit als Königin meine Feder für irgendeine Bewilligung her, Vorwand und Anschein ausgenommen, die nicht im allgemeinen dem Wohl und Nutzen meiner Untertanen gedient hätte, außer einer privaten Zuwendung an einige meiner ehemaligen Bediensteten, die mir stets treu zur Hand gingen: Doch dass meine Bewilligungen zum Bekümmernis meines Volkes gemacht, und zur privilegierten Willkür unter den Zeichen unserer verbrieften Rechte, das wird unsere Hoheitliche Würde nicht dulden. Als ich dies erfuhr, hatte ich keinen ruhigen Gedanken, bis ich die Sache überarbeitet hatte, und solche Knappen, liederliche Personen, Missbraucher meiner Gaben, sollen wissen, dass ich es nicht erdulde.

Und Herr Vorsitzender, sagen Sie dem Haus von mir, ich nehme es überaus mit Dankbarkeit, dass das Wissen um diese Dinge über ihre Mitglieder zu mir gelangte. Und obgleich unter ihnen die erstrangigsten Mitglieder privat nicht davon betroffen sind, und deshalb in keinster Weise von Gefühlen des Grams zu sprechen brauchen, haben wir bereits vernommen, dass andere Ehrenmänner auch aus diesem Haus, als freie Menschen, sich ganz frei in der Sache geäußert haben, was uns wissen lässt, dass keinerlei andere Empfehlungen oder Interessen sie veranlasst haben, als nur die Absicht, die sie hegen, keine Herabsetzung unserer Ehre, und der Liebe unserer Untertanen zu uns, zulassen.

Den Pflichteifer, dessen Liebe daraufgerichtet ist, meinem Volke Linderung zu verschaffen, und dessen Herzen mit den unseren zu verknüpfen, nehme ich in fürstliche Obhut, hoch über alle irdischen Schätze hinweg. Ich achte die Liebe meines Volkes, mithin mehr als ich begehre, sie nicht zu verdienen: Und Gott, der mich hierher gesetzt hat, und mich über Euch stellte, weiß, dass ich mich selbst nie mehr achtete, als dass Euer Wohlergehen in mir bewahrt ward; doch welche Gefährdungen, welche Machenschaften, und welche Anfeindungen auch hinter mir liegen – einige unter Euch, wenn nicht alle, wissen es: doch nichts davon bewegt mich, oder ließ mich jemals erschrecken, denn es ist Gott, der mich erlöst hat. Und während ich dies Land regierte, habe ich mir stets den letzten Richttag vor Augen gehalten, um so zu herrschen, wie ich gerichtet werde und vor einem höheren Richter Rede und Antwort stehe; vor seinem Richtstuhl lege ich Fürsprache ein, dass nie ein Gedanke in meinem Busen genährt ward, der nicht auf das Wohl meines Volkes abzielte.

Und wenn meine fürstlichen Gaben missbraucht wurden, und meine Bewilligungen zum Schaden meines Volkes gegen meinen Willen und meine Absicht gereichten, oder wenn irgendwelche in Amt und Würden unter mir das, was ich ihnen anvertraut habe, missachtet, oder umgemünzt haben, so hoffe ich, bei Gott, dass sie ihre Schuld nicht in meine Hände legen.

Ein König zu sein, und eine Krone zu tragen, erscheint Ihnen ruhmreicher, als sie zu sehen, und folglich denken sie, es sei ein Vergnügen, sie zu tragen: was mich angeht, so liess mich der ruhmreiche Titel eines Königs ziemlich kalt, ebenso die hoheitliche Autorität einer Königin, da ich mein Vergnügen darin fand, dass Gott mich um seiner Wahrheit und Herrlichkeit willen zu seinem Instrument gemacht hat, und dieses Königreich gegen Ehrlosigkeit, Schaden, Tyrannei, und Unterdrückung zu verteidigen; doch sollte ich etwas davon mir selbst zuschreiben, oder meinem schwachen Geschlecht, so wäre ich nicht wert zu leben, und von allen unwürdigst der Barmherzigkeit, die ich aus Gottes Händen empfing; so Gott allein die Ehre! Ihm nur ist alles zu verdanken und zuzuschreiben.

Die Sorgen und Nöte einer Krone kann ich nicht angemessener vergleichen als mit den Schmerzmitteln eines gelernten Mediziners, mit einem Hauch aromatischem Duft parfümiert, oder zu bitteren, vergoldeten Pillen verwandelt, wodurch sie angenehmer, oder weniger widerlich gemacht werden; da sie in der Tat bitter und widerwärtig zu nehmen sind; und was mich angeht, waren es nicht Gewissensgründe, mich von der Pflicht, die Gott auf mich gelegt hat – seine Herrlichkeit zu behaupten, und Euch in Sicherheit zu bewahren – zu befreien; meine eigene Gesinnung sollte es befürworten, den Platz, den ich einnehme, für jemand anderen freizumachen, und glücklich zu sein, vom Ruhm der Taten befreit zu sein – da es nicht mein Verlangen ist, länger zu leben, noch länger zu regieren, als mein Leben und meine Herrschaft zu Eurem Wohle sein soll. Und obgleich Ihr viele Fürsten auf diesem Amtssitz gehabt habt, und haben werdet, die mächtiger und kluger waren, habt Ihr doch nie welche gehabt – und werdet sie nicht bekommen – die Euch besser geliebt haben.

Somit, Herr Vorsitzender, empfehle ich mich all Ihren ergebenen Lieben, Ihnen und Ihrem weiteren Gremium meiner besten Fürsorge, und bitte Sie, Herr Aufseher, Herr Minister, und Sie, meine Berater, dass Sie – bevor sich diese Ehrenmänner in ihre Lande verabschieden – sie alle zu mir geleiten, mir die Hand zu küssen.«

Mit Engelszungen sprach die Königin zum letzten Mal zu ihren Untertanen, derer sie sich in dienender Liebe und Fürsorge ein Leben lang angenommen hatte. Im Verzicht auf privates Glück fand sie in der Teilhabe am Geschenk des Lebens, das unter ihren Händen zum Wohle aller erblühte, ihre Erfüllung. Nicht von ungefähr treiben seit Elisabeths Regentschaft Blumen aus dem einst kahlen Baumstumpf im Abzeichen ihrer Familie.

Unter ihrer schützenden Hand erblühten Dichtung und Poesie, und verbreiteten im ganzen Lande ihren zauberhaften Duft. Die Regentin liebte ihren Shakespeare – schätzte Spenser und Marlowe – doch wirklich schwere Stunden überwand sie in Gesellschaft ihrer Herzenströsterin, der heiligen Cäcilia: Musik war ihr die Nahrung, die sie nie verzagen ließ. Beherrschte sie nicht virtuoses Lautenspiel, und ebenso das Virginal mit seinen elfenbeinenen Tasten? Doch mehr noch schätzte sie den Wohlklang menschlicher Stimmen, der ihr aus den „Ayres” eines John Dowland, oder aus den „Balets” eines Thomas Morley, liebevoll entgegenströmte (Hörbeispiel von John Dowland, Come Away, Come Sweet Love – zum Abspielen den Play-Button anklicken).

England hatte eine Herrscherin gesehen, wie sie wohl rarer kaum zu finden ist. So ist das nun einmal mit Edelsteinen höchster Güte. Und wies sie nicht den Weg, den nun bereits so viele gehen? Denn von sich selbst sprach sie als Mann, als König, und als Fürst: Rollentausch heißt die Devise; den Männern eine Prise Weiblichkeit – genieße es, oh Weib, zumal Dir es beschieden ist, die Hosen klug zu tragen. Wir Männer zwinkern derweil mit den Augen, und freuen uns schon auf die Wachablösung: das Ende der jahrtausende währenden Vorherrschaft des Mannes, und den Beginn einer neuen Ära – eines Miteinanders, das vom gegenseitigen Verständnis und von der Zuwendung der Geschlechter getragen sein wird. Vor diesem Hintergrund verliert das Jahr 2012 all seine Schrecken, vielmehr erfüllt und stärkt es uns in der Hoffnung, und im Vertrauen darauf, dass alles, was geschieht, zu unserem Besten ist.




Lang sollst Du leben! - Dein 6940. Tag


nd hoch dazu. »Congratulations!« Unverhofft kommt oft. So ist das nun mal mit Geburtstagen. Einmal im Jahr, da trifft es jeden; ob jung, ob alt, ob groß, ob klein, Geburtstag haben, das ist fein. Und bist Du heute dran mit feiern, so sing ich fröhlich dir ein Lied: „Wie schön, dass du geboren bist, ich hätte dich sonst sehr vermisst . . .”

Wie wir unsere Geburtstage gestalten, das hängt von des Pudels Kern ab, der uns treibt. Der eine mag’s, im Mittelpunkt zu stehn, der andre flieht den lauten Ort. Es lebe die Toleranz!

»Man muss die Feste feiern wie sie fallen!« so sagt’s der Volksmund seit jeher, und so fallen sie uns reichlich in den Schoß – was mach ich bloß – denn Geburtstage und Jubiläen, Taufen und Hochzeiten, sowie vielerlei andere Anlässe in Verwandschaft und Bekanntschaft fordern uns geradezu heraus — uns einmal folgende Frage gefallen zu lassen: warum das Ganze? Wem tu’ ich den Gefallen? Empfinde ich’s als Freude oder wird es mir zur Qual? Das schöne ist, man hat die Wahl. Tut man es nur, weils jeder tut? Ich bitte dich, wo bleibt Dein Mut! Den anderen es recht zu machen, das nennt man gern eine „gesellschaftliche Verpflichtung”.

Was ist Wahrheit, was ist Dichtung? Verhelf uns Shakespeare zu mehr Licht. In seinem Lustspiel „Was Ihr wollt” bittet Olivias Diener Fabio den Narren des Herzogs um einen Gefallen.

FABIO: . . . Wenn du mich lieb hast,
laß mich seinen Brief sehen!
NARR: Lieber Herr Fabio, tut mir dafür
einen andern Gefallen!

FABIO: Was du willst.
NARR: Verlangt nicht, diesen Brief zu sehn!

Man sieht, da kommt man leicht in die Bredouille. Der Narr hält lächelnd uns den Spiegel vor, schaut nur hinein, wer lugt draus vor? Ein Tor, wer glaubt, von Eitelkeit ganz frei zu sein.

Wie könnten wir der Welt uns ganz entziehen, da wir ein Teil von ihr doch sind? Den Menschen freut der Mensch, mein Kind. Und Freude teilen, das vervielfacht sie. Wir schaffen Harmonie, wenn wir auf unsre Stimme hören. Sie warnt uns leise, wenn wir schwanken: zwischen Fanum und Profanum müssen wir entscheiden, jeden Tag. „Fest” oder „Feier”, beide Begriffe wurzeln im römischen „fanum”, das Heiligtum als den der Gottheit geweihten Ort bezeichnend. Und so hat jede Feier, und insbesondere ein Geburtstag, etwas Religiöses an sich. Das lateinische „Religio”, in seinem wahren Sinne, heißt Rückbindung; weit mehr bedeutet dies, als Rückbesinnung auf sich selbst — den Blick nach innen richtend, folgt er bald nach oben, um unsren Schöpfer hoch zu loben. Ihm verdanken wir es, dass wir sind; Schöpfer sind wir, als sein Kind. Weitet sie, die Herzenstüren! Unser Leben sei ein Fest und eine Feier. In der Stille. In der Fülle. Musik und Tanz begleite es.

»Caro mio ben«, liebstes Geburtstagskind! Sei gut zu dir. Und das Geschenk für Dich, das wartet hier solange, bis Du kommst . . .

Guter Zucker weckt unsere Lebensgeister.

Pralinen, die nicht dick machen. Dafür machen sie sehr klug. Damit kommt man durch alle Prüfungen, sei’s nun das Abitur oder sonst was. So wird schon alles gut, wenn man nur das Rechte tut. Vertraue ihm, dem Schicksal, das aus Shakespeares Feder spricht!




• 2012 • Teil II - mein 17315. Tag


An dieser Stelle folgt die Fortsetzung des Artikels  • 2012 • Teil I  vom Freitag vergangener Woche, den Sie zum besseren Verständnis der hier folgenden Ausführungen zuerst lesen sollten. . . zu Teil I


. . . Was hat das alles denn nun mit dem Kalendersystem der Mayas zu tun?

ie untergegangenen südamerikanischen Hochkulturen der Inkas, Mayas und Azteken sind für uns heute immer noch ein großes Rätsel. Dokumente, die uns mehr über sie verraten könnten, gibt es nicht mehr — sie wurden im Zug der Missionierung der Mayas im 16. Jahrhundert verbrannt.

Präziser als ein Schweizer Uhrwerk:
das Kalendersystem der Mayas, ein Abbild des Kosmos.

Ganze 4 Handschriften existieren weltweit in Museen, die wichtigste davon in Dresden, der sogenannte Dresdener Codex. Zusammen mit Inschriften auf heiligen Bauwerken und Stelen, Bemalungen auf Kunstge-
genständen, und dem, was an Überlieferungen durch Nachkommen der Mayavölker vorhanden ist, müssen sich die Forscher mühselig ein Bild zusammensetzen.

Es würde hier viel zu weit führen, ins Detail zu gehen, zu komplex sind die Grundlagen ihrer hochstehenden Kultur, deren Mythologie auf das engste mit der langfristigen Beobachtung der Himmelskörper und den Erscheinungen in der Natur verzahnt ist. Ihr kosmologisch orientiertes Kalendersystem hat man entschlüsselt, und es beruht auf der Rotation unterschiedlicher Zyklen, die, sobald sie einen Durchlauf hinter sich haben, von vorne beginnen (der sich am Venusjahr ausrichtende Tzolkin-Kalender, 260 Tage, für rituelle Zwecke; der Haab-Kalender, 360 + 5 Ruhetage, für das gewöhnliche Sonnenjahr, und die „lange Zählung” für größere Zeiträume). Unendlich spinnen sich diese Zyklen fort, ob es die 52 Jahre andauernde „Kalenderrunde” ist, wo Tzolkin und Haab sich auf der kleinsten gemeinsamen Vielfachen wiedertreffen, oder gar der Zyklus der „langen Zählung”: 13 Baktun == 144.000 Tage x 13 == 1.872.000 Tage == 5.125 Jahre (zum Zyklus der „langen Zählung” lassen sich interessanterweise Analogien in anderen Hochkulturen nachweisen [Indien, jüdische Kabbala, usf.]).

Und genau am 21.12.2012 (andere Forscher sagen: 23.12.2012; sogenanntes Korrelationsproblem bei der Übertragung in unsere Zeitrechnung) endet nun der Zyklus der „langen Zählung”, der mit einem mythologischen „Schöpfungstag” am Anfang der Maya-Zeitrechnung begonnen hat, 3114 Jahre vor unserer Zeitrechnung.

Was also wird am 21.12.2012 geschehen? Der vielbeschworene Weltuntergang?

In den Medien liest man häufig, dass mit diesem Datum der Mayakalender zu Ende sei — und spekuliert damit zu Unrecht auf ein Ende der Welt; denn was dabei übersehen wird, ist, dass die Zyklen sich unendlich wiederholen — wie ein Rad, das sich weiterdreht, auch wenn es bereits einen vollständigen Kreisumfang zurückgelegt hat. Sie brauchen nur die Grafik weiter oben mit den rotierenden Zahnrädern zu betrachten, um das zu verstehen. 2012 wird lediglich der aktuell noch laufende Zyklus der „langen Zählung” abgeschlossen sein — und dann? —— beginnt ein neuer Zyklus. Punkt. Sie können sich entspannen.

Interessant ist, dass der Einschnitt am 21.12.2012 auch noch mit weit größeren Zyklen übereinstimmt — es beginnt ein neues „platonisches Jahr”, ein Zyklus, der sich ungefähr alle 26.000 Jahre wiederholt (aufgrund der Präzession der Erde [Pendelbewegung der Erdachse]); und als ob das noch nicht genügen würde, wird sich die Aktivität der Sonne (Sonnenfleckenzyklus) im Jahr 2012 auf einem Höhepunkt befinden.

Das Jahr 2012 spiegelt also eine ganz besondere Zeitqualität wieder, und stellt sozusagen einen Nulldurchgang im Rhythmus der schwingenden „kosmischen Uhr” dar; man kann das durchaus mit den Vorgängen einer Geburt vergleichen, die, ihrer Natur nach, mit Schmerzen — den Geburtswehen — verbunden ist.

Dass Turbulenzen mit einem derartigen Einschnitt einhergehen können, sollte nach dem Gesagten niemand mehr verwundern; das Alte muss dem Neuen weichen. Wie und in welchem Umfang es zu Erschütterungen kommen wird — und ob sie uns persönlich betreffen werden oder nicht — das bestimmen wir durch unser eigenes Verhalten; wir erschaffen uns mit unseren heutigen Entscheidungen die Realität, mit der wir morgen konfrontiert werden. Dieser Zusammenhang entspricht dem Prinzip von Ursache und Wirkung, und wird auch Kausalprinzip genannt.

Nur Mut und Gottvertrauen! Ein reinigendes Gewitter sorgt für einen strahlenden Himmel und einen klaren Horizont.

Wer weiterforschen möchte zum Thema, nachfolgend zwei Verweise, die mich persönlich angesprochen haben:

Das Johanneslicht von Johannes Friede

Abschließend sei gesagt, dass nur positive Neugier zur Quelle getragen wird – und die Antwort kommt immer, wenn nur die Sehnsucht nach Wahrheit brennend Dein Herz durchflutet. Wünsche, und Du darfst wissen! Aber wisse, dass Wünschen können die Eigenschaft des Selbstlosen ist, der allen Egoismus überwunden hat.