Wach sein, Lektion 2 - mein 17165. Tag


inmal sagte ein hochverehrter Lehrer zu mir: „Geld ist nicht das Problem; das Geld liegt auf der Straße!”
Gestern auf dem Fahrrad: ich bin unterwegs zur Hausbrauerei, um Bierhefe zu holen, und fliege wie ein Pfeil den Weg entlang – was blinkt da in der Sonne, rund und golden? Eine Münze? Ich überlege, eine Vollbremsung einzuleiten, doch meine Intuition rät, weiter zu radeln, denn in Kürze muss ich mit dem Unterrichten beginnen. Abends dann, nach Unterrichtsende und Wocheneinkauf radle ich vollbepackt zurück – ein klein wenig erschöpft trete ich in die Pedale – halt! siedendheiß fällt mir die Münze ein, das war doch hier . . . ich mache kehrt, und mustere beim zurückfahren jeden Zentimeter der Straße; vergeblich, wahrscheinlich durfte ein anderer zum „Hans im Glück” werden – auch schön. Seufzend drehe ich, und fahre wieder los, was seh’ ich da? Die Münze! In mir trappeln Pferde mit den Hufen und wiehern vor Freude, ich steige vom Rad, und halte eine 50-Cent-Münze mit schönem, antik schimmerndem Patina in den Händen. Andächtig lasse ich sie in die Geldbörse gleiten, das war Energie aus dem „Blauen”! Gute Entscheidungen werden verzinst – ich bin gestern endlich mal wieder rechtzeitig zu Bett gegangen.
„Geld ist nicht das Problem; das Geld liegt auf der Straße!” Wie wahr!




Geschenk des Tages, Lektion 5 - mein 17164. Tag


erade eben: ich entdecke eine Datei, die ich schon einmal überarbeitet und in der Datenbank abgelegt hatte, und sehe, dass die alte, falsche Version veröffentlicht ist. Das gibt’s doch nicht! Eine Stunde Überarbeitung, Neuformulierung und geistige Strapazen für die Katz! Grübel, grübel, ich durchsuche das Archiv, finde die überarbeitete Version nicht mehr. Dann, der Lichtblitz! Mein treuer Diener, ein kleiner Robot, hat nicht geschlafen. Er dupliziert tausende von Dateischnipseln im Hintergrund, bei jedwedem Abspeicherungsvorgang. Clever! Ich benötige ihn sehr selten, doch wenn man ihn mal braucht – genial! Jetzt noch die Dateischnipsel nach bestimmten Keywords durchsuchen lassen, in der Hoffnung und Erinnerung, dass ich ein zutreffendes für das, was ich geschrieben hatte, für die Suche finde. 11 Treffer, aha… der letzte Treffer ist der Richtige! So ähnlich muss das sein, wenn man im Lotto gewonnen hat. Zwar keine sechs Richtigen, aber ein Richtiger. Das genügt, mehr brauche ich nicht. Ich bin gerettet, Dankeschön . . . womit habe ich mir das verdient?




Vergeben, Lektion 3 - mein 17163. Tag


inmal im Jahr kommt eine besonders harte Nuß im Bereich „Vergeben”. Wie lange benötige ich, um wieder unbelastet und innerlich unbeschwert zu sein?
Vergangenen Herbst: ich stelle den Antrag auf „Bezahlung per Lastschriftverfahren” bei einem großen deutschen Transportunternehmen, damit ich schnell und einfach online buchen kann. . .

Faxe alle benötigten Unterlagen zu (hat Arbeit gemacht), warte auf die Bestätigungsmail, die einige Tage später kommt. Versuche, ein Ticket online zu buchen, geht nicht, mehrmals versucht…(zeitintensiv). Forget it, löse die Sache anders. Vor zwei Wochen: benötige erneut ein Ticket, erneuter Anlauf. Habe zwischenzeitlich den Stand vom vergangenen Herbst vergessen, versuche online, ein Ticket zu lösen. Funktioniert nicht, mir dämmert wieder, dass da was war…Suche, suche, suche, warte, warte, warte in der Telefonhotlineendlosschleife, werde weitergeleitet, ein Mitarbeiter vertröstet mich einen endlos langen Moment (alles auf meine Kosten), und klärt mich auf: „Ja, sie sind angelegt, aber nicht freigeschaltet! Bitte faxen Sie die kompletten Unterlagen noch einmal zu, dann ist in zwei Tagen alles erledigt.” – Der Zorn beginnt, hochzusteigen, ich beherrsche mich. Habe ich die Unterlagen noch? Weiss er, wieviel Zeit und Nerven mich die ganze Sache schon gekostet hat? Ich sende das zweite Fax. Einen Tag später ein Rückruf auf dem AB: „Ja, wunderbar, hat alles gut funktioniert mit Ihrem Fax. Leider habe ich vergessen, zu erwähnen, dass Sie das ursprüngliche Antragsformular auch noch einmal mitfaxen müssen, damit Ihr Antrag zügig bearbeitet werden kann!” – Ich begehe im Geiste ein Tötungsdelikt. Was für eine Faxerei! Beherrsche mích, und sende das dritte Fax. Von der Sache höre ich nichts mehr. Eine Woche später erneuter Versuch, online zu buchen. Nichts geht…Suche, suche, suche, warte, warte, warte in der Telefonhotlineendlosschleife, werde weitergeleitet, eine Mitarbeiterin vertröstet mich einen endlos langen Moment (alles auf meine Kosten), und klärt mich auf: „Ja, sie sind angelegt, aber nicht freigeschaltet!” – mit meiner Beherrschung bin ich am Ende, ich werde laut und deutlich, sie zuckt mit den Schultern und meint, sie könne die Sache nur weiterleiten, sie selbst könne da auch nichts machen, das System…ich fange an, laut und unhöflich zu werden – sie stellt ihr Headset auf Bypass, lässt meine angestauten Aggressionen ins Leere laufen, ich höre nur noch das mechanische Klappern irgendwelcher Tastaturen…
Ich erwürge und stranguliere jeden Mitarbeiter einzeln, entlasse sie als fiktiver Chef mit einem Tritt in den Allerwertesten, und habe nicht einmal einen Sandsack, um mich abzureagieren.
Später bereue ich mein Verhalten, ich wünschte, ich könnte in extremen Situtionen wie dieser innerlich ruhiger bleiben. Sollte ich mir die Zeit nehmen, um einen Beschwerdebrief an die Geschäftsleitung aufzusetzen? Was sagt die Intuition? Nein, brauchst du nicht, das ist nicht deine Aufgabe. Willst du dich beschweren, n o c h — m e h r ? Ist dir die Last nicht schwer genug, die bereits auf deinen Schultern ruht? Wirf ab, was dich drückt, vergib dir selbst das eigene Fehlverhalten, und lerne aus den Fehlern, die die anderen machen. Mehr brauchst du nicht zu tun.

Als ich innerlich losgelassen und vergeben habe, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. „Dein Wille geschehe…” – der höheren Vernunft zu folgen, ist auf Dauer das einzig wirklich Sinnvolle. Die OnlineTicketbuchung interessiert mich nicht mehr. Es hat sich wie von Zauberhand eine praktikablere und einfachere Lösung ergeben…




Vergeben, Lektion 2 - mein 17162. Tag


as schwierigste zu verstehen in dieser Welt ist sicherlich sich selbst, oder? Was unterscheidet den Klugen vom Törichten? Der Törichte macht jeden Tag dieselben Fehler, der Weise macht dagegen jeden Tag andere.
Seit langer Zeit arbeite ich an dem einen Thema, dem Dreh- und Angelpunkt, der mich (noch) gefangen hält: gelassen und geduldig, fröhlich und unverzagt die Arbeit zum richtigen Zeitpunkt abzubrechen (dann, wenn es Zeit für andere Dinge ist – vornehmlich für Ernährung, Entspannung, Regeneration und Schlaf), mich nicht stur festzubeißen in den Schwierigkeiten, die in schöner Regelmäßigkeit kurz vor dem richtigen Zeitpunkt zum Abbrechen auftauchen, mich nicht hineinziehen zu lassen in diese hinterlistigen Eingebungen des Verstandes: „…noch eine halbe Stunde, dann hast du das und das wenigstens abgeschlossen…” Aus halben Stunden werden ganze Stunden, aus ganzen Stunden ganze Nachmittage, und über ganze Nachmittage legt sich schon das Dunkel der Nacht…
Ich handle unvernünftig, obwohl ich das im tiefsten Grunde meines Herzens nicht möchte. Wie kann man seine Ketten ablegen, die uns in den Mauern des eigenen Kerkers gefangen halten?
Rekapituliere: Gestern abend, Punkt 23:21 Uhr – Schluß, kann nicht mehr, taumle aus dem Büro. Es war wie im Krieg. Keiner war bereit, die weiße Fahne zu hissen. Keiner wollte KAPITULIEREN; doch das ist meine Aufgabe. Jesus Christus kann das besser als jeder andere. Kapitulieren, das eigene Wollen hintanzustellen, und bereit zu sein, der Führung von „oben” zu gehorchen. Demut nennt man das. Wahrlich, ich bewundere ihn vielleicht mehr als mir gut tut – denn es zeigt mir um so deutlicher meine eigenen Wunden auf.
Nun gut, heute morgen, nach wenig Schlaf, Gliederschmerzen und bleierner Schwere üben wir zu vergeben – dem Schicksal, das es böse mit mir meint? Ach nein, viel eher den Schnecken, die sich an dem vom Wind umgeworfene Basilikumtöpfchen gütlich getan haben, und natürlich mir, für das gestrige Scheitern. Ich schaff’ das schon. Dann winkt der Lohn! Und den möchte ich haben, unbedingt…

„Die schönsten Träume von Freiheit werden im Kerker geträumt…”
Friedrich Schiller, eingekerkert auf der Festung Hohenasperg




Tagesschule, Lektion 15 - mein 17161. Tag


er hat die Macht?
Vorgestern Nacht: Ich schrecke aus dem Schlaf auf.
Blankes Entsetzen: mein rechter Arm ist vollkommen gefühllos, baumelt schlaff herunter, und lässt sich nicht steuern, nicht im geringsten willentlich bewegen, er baumelt wie ein abgebrochener Zweig im Wind. So ähnlich muss es sich anfühlen, wenn man amputiert ist. Schrecklich! Zu wissen, der Arm ist da, und doch vollkommen leb- und hilflos! O Gott! So leben müssen? Niemals! Ich bewege mich wie wild, taste und drücke mit dem linken Arm den rechten, Verzweiflung, gepaart mit Trotz und Hilflosigkeit, und immer wieder die Frage: Warum? Dann, nach einer gewissen Zeit, die mir wie Stunden vorkamen, beginnen sich, die Ameisen zu regen. Es fängt an, zu kribbeln, ich atme tief auf. Das Leben kehrt in den rechten Arm zurück. Doch der Schock sitzt tief, die Nerven liegen blank, das ganze Wochenende beschäftigt mich dieser Vorfall.
Beim Spazierengehen im Wald finde ich die Zeit, um die Kausalkette zurückzuverfolgen.

Der Tag vorher: ich stehe viel zu spät auf, und komme mit allem in zeitlichen Druck. Ein Gehetze und ein Terminchaos sind die unausbleibliche Folge, inclusive immenser Nervenbelastung. Der Tag vorher: ich arbeite an einem kritischen und komplexen Bereich, der stundenlanges Eindenken erfordert. Es sieht so aus, als ob ich das Pensum bewältigen kann. Doch ziehen die Neuerungen im Hauptbereich so dramatische Änderungen in damit verbundenen Nebenbereichen nach sich, dass ich bald die Konsequenzen nicht mehr überblicken kann. Die Fehlermeldungen häufen sich, mir raucht der Kopf. Langsam steigt das Gefühl in mir auf, dass ich es heute nicht mehr schaffen kann. Doch ich will! Unbedingt! Morgen komme ich sowieso nicht dazu, und dann ist schon wieder Wochenende! Und so gehe ich mit dem Kopf durch die Wand, lasse Hunger- und Durstgefühle Gefühle sein, und sitze wie festgeschweisst auf meinem Drehstuhl — – bis auch die letzte Fehlermeldung aufgelöst ist. Das ist bereits nach 21:00 Uhr; dann in die Küche gestürzt, und den Frust und die Wut auf mich selbst am Kühlschrank gestillt. Und immer wieder der Versuch, mir zu vergeben. „Du weisst doch, dass dir das nicht gut tut. Wie lange willst du dir das noch antun?” – „Ich will’s ja gar nicht, aber . . . ”

Versteht man den Spiegel (man könnte auch sagen: das „Schauspiel”) mit dem gefühllosen rechten Arm in der Nacht? Die rechte Körperhälfte ist dem Bereich der Logik, dem Bereich der Verstandesentscheidungen zugeordnet, und sie dominiert bei den Männern – deshalb sind die gefühlsbetonten Linkshänder vermehrt bei den Frauen zu finden. Die Fehlentscheidung, das Arbeitspensum ohne Rücksicht auf Verluste auf jeden Fall durchzuziehen, war eine typische Verstandes- und Willensentscheidung. Ich will! Die Intuition hatte mich mehrmals gewarnt; ich bekam Denkanstöße, die mich an frühere, vergleichbare Situationen erinnerten, an die Schmerzen, die sich in den Tagen danach einstellen würden, an die bleierne Müdigkeit nach wenig erholsamen Nächten, usf. Die Intuition ist aber die Verbindung zur Wahrheit. Wer nicht hören will, muss f ü h l e n ! Das tat ich dann reichlich im Nachhinein, und das auf nicht sehr angenehme Art und Weise.
Wer hat die Macht?
Seht auf die Nacht.
Ihr schlaft, und werdet rechtzeitig gedreht und gewendet, bevor euer rechter Arm alles Leben verliert. Ihr selbst könnt es nicht tun, und nicht der Mächtigste und Weiseste auf Erden. ER, der höher ist, als alle Vernunft, trägt euch in seiner Hand. ER möchte euch haben, aber glücklich! So lasst euch zu eurem Glück verhelfen – hört auf seine Stimme!